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Malte Gaier

Muslimischer Nationalismus, Fundamentalismus und Widerstand in Pakistan. Die Bewegung Jama'at-i-Islami

Berlin: Lit 2012 (Islam – Moderne – Globalität 2); VI, 240 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-11011-4
Magisterarbeit Wien; Begutachtung: P. Feldbauer. – Der Autor erklärt aus historischer Perspektive, wie Pakistan infolge eines religiösen Selbstverständnisses der Muslime entstand. Das Werk stellt zugleich eine Einführung in die Theorien des religiösen Fundamentalismus dar. Dabei arbeitet Gaier vor allem die Ideologie des islamistischen Ideologen Sayyid Abul Ala Maududi heraus. Dieser gründete 1941 die Organisation Jama'at-i-Islami – sechs Jahre später, im Jahre 1947, wurde Pakistan gegründet. Die bürgerkriegsähnlichen Zerwürfnisse zwischen Hindus und Muslimen hatten die sicherheitspolitische Stabilität Britisch-Indiens derart gefährdet, „dass sich die britische Kolonialmacht zum Einlenken veranlasst sah und die Teilung ihrer größten Kolonie billigte“ (62). Mit Blick auf diese Probleme der politischen Gewalt analysiert der Autor deshalb Maududis Jihad-Verständnis. Maududi verstand den Jihad als „Kampf gegen die Gegner und Usurpatoren der Souveränität Gottes und als Pflicht eines jeden wahren Muslims“ (129) – der Jihad wird von Maududi als Instrument der Verteidigung des Islams gesehen. Die fundamentalistische Bewegung der Jama'at-i-Islami modifizierte ihre Strategie und versuchte zugleich, neben dem Weg durch die Institutionen auch die militärische Option offenzuhalten. Ziel war es, Massen auch an den Universitäten zu rekrutieren. Gaier hebt hervor, dass dies „lediglich eine Modifikation der Strategie, nicht aber eine Veränderung“ (151) des ideologischen Rahmens darstellte. Vom Westen wurden diese islamistischen Bewegungen Pakistans vor allem erst nach dem 11. September 2001 wahrgenommen, denn Pakistan sollte nun eine „zentrale Rolle in der nun folgenden Gegenoperationen der USA“ (185) spielen – die US-amerikanische Regierung setzte deshalb den pakistanischen Geheimdienst ISI unter Druck, alle Beziehungen zu den Taliban abzubrechen. Im Ergebnis hält Gaier fest, dass Jama'at-i-Islami sich trotz der Entstehungsgeschichte des Landes „nie als Partei der Massen im politischen System [habe] exponieren“ (220) können, zu utopisch seien ihre Forderungen nach einem islamischen System.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.68 | 2.25 | 2.23 | 2.22 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Malte Gaier: Muslimischer Nationalismus, Fundamentalismus und Widerstand in Pakistan. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35214-muslimischer-nationalismus-fundamentalismus-und-widerstand-in-pakistan_42400, veröffentlicht am 14.06.2012. Buch-Nr.: 42400 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken