Auch wenn es sich bei der Zuwanderung in Städte um ein Phänomen handelt, das weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht, so haben die Migrationsprozesse – Binnenmigration wie internationale Zuwanderung – im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts erheblich an Dynamik gewonnen. In den Industrieländern lag die Urbanisierungsrate 1990 schon bei über 70 Prozent, für Entwicklungs- und Schwellenländer wird bis 2025 ein Anstieg auf fast 60 Prozent erwartet. Die Migrationsforschung hat sich mit den heterogenen Formen der Zuwanderung in urbane Räume und den erheblichen regionalen Unterschieden der Migrationsströme befasst, aktuell sind dabei die Themen Migrantenökonomie und Migrationspolitik von besonderem Interesse. Allerdings, so betonen die Herausgeberinnen, bezieht sich die bisherige Forschung noch überwiegend auf die nationale Ebene und nur wenige Untersuchungen behandeln direkt den Zusammenhang von Migration und Stadtentwicklung. Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes greifen dieses Forschungsdefizit auf und befassen sich im ersten Teil mit dem Potenzial und der Rolle von Migration in städtischen Ökonomien. Diskutiert werden Fragen der Selbstständigkeit von Migranten und – am Beispiel einzelner Städte (Düsseldorf, Aachen, Bonn, Köln) – die Positionen ausländischer Hochqualifizierter. Im zweiten Teil werden zuwanderungsbedingte Herausforderungen für die städtische Migrations-, Integrations- und Entwicklungspolitik untersucht. Dabei geht es unter anderem um Images von Migrantenquartieren, um das gesellschaftliche Engagement von Zuwanderern und um die Bedeutung von Migrantenorganisationen für die Integrationspolitik. In drei Beiträgen werden zudem internationale Erfahrungen berücksichtigt: die ethnische Schichtung im städtischen Arbeitsmarkt (Los Angeles), die Lebens- und Arbeitssituation afrikanischer Migranten in zwei chinesischen Städten sowie die soziale Lage migrantischer Hausangestellter in Hongkong.