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Georg Klute / Birgit Embaló (Hrsg.)

The Problem of Violence. Local Conflict Settlement in Contemporary Africa

Köln: Rüdiger Köppe Verlag 2011 (Topics in Interdisciplinary African Studies 21); VII, 480 S.; hardc., 49,80 €; ISBN 978-3-89645-891-9
Viele afrikanische Staaten südlich der Sahara sind durch einen „violent character“ (2) geprägt. Die Autoren fragen in diesem Band folglich nach möglichen politischen Umgangsformen mit solchen Regimen: Wie kann angesichts eines „authoritarian and absent state“ (2) die nachhaltige Gewalteindämmung bis hin zur Demokratisierung angestoßen werden? Trutz von Throta umreißt in seinem Beitrag das Problem der Gewalt und der Gewaltkontrolle theoretisch und kritisiert dabei einerseits das staatszentrierte Denken hinsichtlich möglicher politischer wie rechtlicher Optionen zur Gewalteindämmung, beschreibt andererseits jedoch den „pluralism of regulative orders“ (43) jenseits von Staatlichkeit als hochgradig fragil. In weiteren Beiträgen werden dann Einblicke in die gegenwärtige politische wie soziale Praxis verschiedener afrikanischer Länder geboten. Die Palette der beschriebenen Phänomene reicht von urbaner Gewalt über Gewalt gegen Frauen, Gewalt in religiösen Kontexten bis hin zu Gewalt in politischen Transformationsprozessen. All diesen Phänomenen ist gemein, dass sie von einer zentralen Organisation – wie eben dem Staat – kaum mehr adäquat bekämpft werden können. Dementsprechend argumentieren mehrere Autoren für ein heterarchisches, also dezentrales, von unten nach oben organisiertes Konflikt- und Gewalteindämmungsnetzwerk. Deutlich wird dieser Ansatz etwa im Beitrag von Dieter Neubert: Warlords, so die Überlegung, sind einerseits Indikatoren für die Erosion einer Ordnung – indes implementieren sie in ihrem Einflussbereich auch eine neue. Und so unschön sich dieser Gedanke auch liest, angesichts des hier versammelten Gewalt- und Konfliktmaterials wird man auch solche, auf den ersten Blick unschönen Gedanken denken müssen, wenn man angesichts der wirklich deprimierenden Gegenwartsdiagnosen auch Lösungen implementiert sehen will. Der zentrale Verdienst dieses überaus spannenden Bandes besteht dann in der Tat darin, den Fokus der Gewaltbekämpfung weg vom Staat und hin zu möglichst divergenten und effektiven Alternativen gelenkt zu haben. Der Band versammelt englisch- und französischsprachige Beiträge einer Konferenz, die im Dezember 2008 in Bissau unter dem Titel „Violence and Non-State Local Conflict Management in West-Africa and Beyond“ mit Unterstützung der Volkswagen Stiftung und der Universität Bayreuth stattgefunden hat.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Georg Klute / Birgit Embaló (Hrsg.): The Problem of Violence. Köln: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35241-the-problem-of-violence_42436, veröffentlicht am 30.08.2012. Buch-Nr.: 42436 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken