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Martin Meyer (Hrsg.)

Zukunft Europas

Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2012 (Sozialwissenschaftliche Studien des schweizerischen Instituts für Auslandsforschung Neue Folge 38); 168 S.; 30,- €; ISBN 978-3-03823-749-5
Um die Frage nach der Zukunft Europas in einer krisengeschüttelten Zeit kreisen die Vorträge aus dem Jahr 2011, gehalten von Politikern, Journalisten und Wissenschaftlern. Axel A. Weber zum Beispiel weist auf die globalen Ungleichgewichte im grenzüberschreitenden Handel zwischen den EU-Staaten und der Welt hin. Er bemerkt, dass prinzipiell ein Abbau der Ungleichgewichte verlangt werden müsse, für den allerdings die Nationalstaaten und weniger die EU gerade zu stehen hätten – die Handelsbilanz des Euroraums und der Welt sei durchaus ausgeglichen, strukturelle Reformen hingegen müssten von den Nationalstaaten umgesetzt werden. Eine auf den ersten Blick abweichende Meinung vertritt Jean-Claude Juncker, wenn er darauf aufmerksam macht, dass europäische Staaten einzeln in der Welt keinerlei Einfluss mehr ausüben könnten. Im Vergleich zu Staaten wie China und Indien haben seiner Ansicht nach isolierte Interessen aus Deutschland und Großbritannien keinerlei Gewicht und Chance auf Durchsetzung. Nur eine verstärkte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene habe das Potenzial, einen Bedeutungsverlust der europäischen Staaten zu stoppen. Auf die Schwierigkeiten einer solchen Zusammenarbeit geht Roman Herzog ein und weist auf die Notwendigkeit einer vertraglichen Grundlage hin. Eine solche sei zwar bereits durch die EU-Verträge gegeben, in ihnen sei allerdings vorgegeben, dass Entscheidungen einstimmig zu fällen seien. Herzog ist der Ansicht, dass der Lissabon-Vertrag daher optimiert werden müsste, um eine verstärkte Zusammenarbeit – wenn die politische Not sie notwendig mache – auch umsetzen zu können. Die Autoren gehen in solch zugespitzten Thesen auf die Schwierigkeiten einer Standortsbestimmung europäischer Staaten in Zeiten dynamischer Veränderungen ein. Es werden dabei eine Reihe von wichtigen Fragen gestellt, die Antworten darauf bleiben skizzenhaft und vorläufig.
Jens Wassenhoven (JWN)
Dipl.-Kfm., Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.61 | 3.1 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Jens Wassenhoven, Rezension zu: Martin Meyer (Hrsg.): Zukunft Europas Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35268-zukunft-europas_42473, veröffentlicht am 23.08.2012. Buch-Nr.: 42473 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken