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Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) / Bonn International Center for Conversion (BICC) / Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) / Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) (Hrsg.)

Friedensgutachten 2012. Hrsg. von Bruno Schoch, Corinna Hauswedell, Janet Kursawe, Margret Johannsen

Berlin: Lit 2012; XI, 341 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-643-11598-0
„Unser Schwerpunktthema ‚Globale Machtverschiebungen‘ unterliegt nicht der Tageshektik und ist prima facie auch weiter weg. Doch sind diese für die Zukunft des Weltfriedens nicht weniger von Belang.“ (V) Damit sind die Rahmenbedingungen des Friedensgutachtens 2012 plakativ benannt. In der den Einzelanalysen vorangestellten Stellungnahme versuchen die Herausgeberinnen und Herausgeber ebenso plakativ ihre Erkenntnisse abzubilden. „G-2 gibt den Ton an“ (3), heißt es beispielsweise, „China bis 2030 vor USA“ (4), lautet die dazugehörige Prognose, verbunden mit dem Hinweis auf den „relative[n] Abstieg des Westens“ (5). Der Machtübergang sei problematisch, berge er doch immer auch Konfliktpotenzial in sich, bis hin zum Krieg. Das Friedensgutachten wartet mit guten Analysen auf; nach der Lektüre weiß man, was den Weltfrieden stört bzw. künftig stören könnte: die Krise in der Eurozone, nichtstaatliche Konflikte, die Drohnenstrategie der USA, die Rüstungsindustrie, der Cyberspace, Landraub in den Entwicklungsländern, der Klimawandel, Migration, der Umbruch im Nahen und Mittleren Osten. So detailliert die analytischen Erkenntnisse auch sind, gleiten die Empfehlungen ab ins Vage. Man liest von „kluger Politik“ (5) und von „Soft Power“ (3, et passim). Für den fortwährenden Konflikt am Horn von Afrika wird empfohlen: „Priorität für einen somalischen Weg, Einsicht in die geringen Einwirkungsmöglichkeiten von außen und viel strategische Geduld.“ (195) Eine „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten“ (319) ist das Mittel der Wahl, um das Kriegspotenzial zu minimieren, nicht nur bezüglich des iranischen Nuklearprogramms. „Mit seinen Vorschlägen und Empfehlungen richtet sich das Friedensgutachten an die politische Praxis ‚oben‘ und ‚unten‘“ (VI), heißt es im Vorwort. Man mag darüber spekulieren, ob sich diese diffus beschriebene, vornehmlich im deutschen Politikraum verortete Zielgruppe mit den Empfehlungen mehr als nur oberflächlich auseinandersetzt. Dass die außen- und sicherheitspolitischen Praktiker sich aber mit den Analysen und ihren Ergebnissen befassen sollten, steht außer Frage. Wenn auch die beschriebenen Wege aus einem Konflikt heraus mitunter akademisch-utopisch anmuten, so zeigen die Einzelanalysen in der Zusammenschau doch sehr deutlich, wie komplex Sicherheitspolitik gesehen werden muss, um zumindest eine Konfliktentschärfung bewerkstelligen zu können, und dass diese nicht eindimensional-monoperspektivisch und schon gar nicht nur beiläufig zu realisieren ist – weder in der Politik noch in der Wissenschaft.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.41 | 2.25 | 2.63 | 4.43 | 4.45 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) / Bonn International Center for Conversion (BICC) / Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) / Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) (Hrsg.): Friedensgutachten 2012. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35329-friedensgutachten-2012_42549, veröffentlicht am 13.09.2012. Buch-Nr.: 42549 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken