Das westliche Denken befinde sich in einer fundamentalen Krise, da sich Gewissheiten und Selbstvergewisserungen als zutiefst brüchig erwiesen haben und der Gesellschaft damit jedes Fundament entrissen sei – eine Entzweiung zwischen Relativismus und Totalitarismus. In dieser Krise sieht es Glucksmann als ratsam und geboten, den Dialog mit Sokrates und Heidegger aufzunehmen, um einen Weg zu einer angemessenen, aktuellen Philosophie aufzeigen zu können. Sokrates, der die Philosophie „als Suche nach Weisheit“ (24) in der grundlegenden Krise der Trennung beschreibt, und Heidegger, dem eine ähnliche Grundfrage als „Verwurzelung gegen Entwurzelung“ (47) begegnet, bieten nach Ansicht von Glucksmann dafür zwei paradigmatische Denkweisen. Er moderiert den Dialog, indem er beide Protagonisten selbst zu Wort kommen lässt, als Kommentatoren unserer Zeit und gleichzeitig als Wettbewerber um die richtige Philosophie. So heißt es also Sokrates versus Heidegger – ein Match, das Glucksmann in vier Sätzen spielen lässt, auf vier großen Schauplätzen der gegenwärtigen Bedeutungskrise. Zur Debatte stehen dabei das freie Denken als Grundpfeiler der Philosophie, dessen Endlichkeit als ein Denken vom Tode her, das liebende Denken als Möglichkeit der Gemeinschaft und schließlich das Denken als ein Anker gegen den nihilistischen Relativismus, als Gewissheit. Im Duell unterliege letztlich Heidegger, dessen Denken auf eine gefährliche Totalisierung und die Ergebenheit an den Untergang hinausliefe, schreibt Glucksmann, wohingegen „die von Sokrates unter dem Namen ‚Philosophie‘ in Gang gesetzte intellektuelle Strategie unentbehrlicher als je zuvor“ (58) sei. Gemeint ist dabei die kritische Befragung der Selbstverständlichkeiten im Sinne des sokratischen „Erkenne dich selbst“ als eine ironische Fragestellung, die eine widerständige Form gegen den Common Sense darstellen könne.