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Christopher Daase / Philipp Offermann / Valentin Rauer (Hrsg.)

Sicherheitskultur. Soziale und politische Praktiken der Gefahrenabwehr

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012; 360 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-39665-1
Die neuere Debatte über Sicherheit ist von zahlreichen Widersprüchen und Ambivalenzen geprägt. Unverkennbar ist auf der einen Seite eine gesellschaftsweite Ausdehnung des Sicherheitspostulats auf nahezu alle Lebensbereiche, gefolgt von Semantiken, die wirksame Gefahrenabwehr von umfassenden, tief in individuelle Lebensführungen eingreifenden Präventionsstrategien abhängig machen wollen. Auf der anderen Seite wird – wie nicht nur die Expansion des privaten Sicherheitsgewerbes zeigt – die Grenze zwischen öffentlicher und privater Zuständigkeit in Fragen der Sicherheitsregulierung zunehmend undeutlicher. Diese Tendenzen umschreiben – so die Herausgeber – das Sicherheitsparadox moderner Gesellschaften als „Transformation von Überzeugungen, Werten und Praktiken von Individuen und Organisationen, die darüber entscheiden, was als Gefahr anzusehen ist und wie und mit welchen Mitteln ihr begegnet werden soll“ (8). An konstruktivistische Ansätze anschließend orientieren sich die Autorinnen und Autoren der Beiträge an einem kulturorientierten Sicherheitsbegriff, der Perspektiven der Rechts‑ und Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichte, Psychologie, medizinischen Ökonomie und Kriminologie zusammenführt. Dabei wird für den modernen Sicherheitsdiskurs zwar ein wechselseitiger Zusammenhang der kulturellen, politischen und rechtlichen Dimensionen vorausgesetzt, aber die entsprechenden Relationen sind abhängig vom jeweiligen Handlungsfeld und den beteiligten Akteuren und Organisationen. In sehr anregender Weise diskutieren die Autoren und Autorinnen zunächst begriffliche und methodologische Aspekte des Konzeptes und setzen sich dann mit ausgewählten empirischen Phänomenen auseinander: den sicherheitskulturellen Praktiken gesellschaftlicher Gruppen, Tendenzen internationaler Sicherheitskultur und schließlich Fragen der Sicherheitswahrnehmung. Der Band ist aus einer 2011 vom Forschungsprojekt „Sicherheitskultur im Wandel“ an der Goethe‑Universität Frankfurt durchgeführten Konferenz zum Thema „Gefährliche Zeiten?“ hervorgegangen.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.21 | 2.23 | 2.263 | 4.1 | 4.41 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christopher Daase / Philipp Offermann / Valentin Rauer (Hrsg.): Sicherheitskultur. Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35341-sicherheitskultur_42567, veröffentlicht am 08.05.2013. Buch-Nr.: 42567 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken