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Katharina Schmidt

Aneignung öffentlicher Räume. Rio de Janeiro

Wien/Berlin: Lit 2011 (Investigaciones 16); 218 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-643-50354-1
Seit Jahrzehnten kann in der Stadt immer häufiger ein Kampf um die Nutzung, Aneignung und Produktion des öffentlichen Raumes beobachtet werden. Schmidt beschäftigt sich mit diesen Kämpfen und hebt dabei die lokalen Widersprüche hervor, die sich aus neuen Formen der Stadtentwicklung ergeben. Damit geraten die eher unbeachteten Stadtbilder subalterner Räume – an Beispielen aus dem Alltag Rio de Janeiros – in das Blickfeld. Zwei Konfliktkonstellationen werden ausgewählt, um auf dieser Ebene Aneignungs- und Produktionsprozesse von öffentlichen Räumen beispielhaft darzustellen. Untersucht werden die Hintergründe und Interessen eines Sicherheitsprojektes in Ipanema sowie die Obdachlosenbewegung im Zentrum Rio de Janeiros. Die dahinter stehenden theoretischen Überlegungen verlaufen entlang der Theorien der kritischen Geografie sowie des Konzeptes des Rechts auf die Stadt, das auf Henry Lefèbvre zurückgeht. Mithilfe von Leitfaden- und Fotointerviews sowie teilnehmender Beobachtung arbeitet die Autorin heraus, dass Rio de Janeiro „eine dem globalen Trend folgende homogenisierende, unternehmerische Stadtentwicklung“ (199) verfolgt habe. Das Ergebnis dieser Politik sei die Vernichtung von öffentlichen Räumen, da diese in Folge von Überwachung und sozialer Kontrolle als Orte der Differenz, Kritik und Diskussion zerstört worden seien. Dies wiederum führe zu einer Verdrängung von unerwünschten Öffentlichkeiten und damit der städtischen Armen, Obdachlosen oder informellen Händler. Die Autorin stellt zudem als aktuelle Tendenz fest, dass sich die urbane Gesellschaft entsolidarisiert. Dies zeige sich daran, dass die Forderungen und Interessen jeweils im Rückbezug auf die eigene Öffentlichkeit artikuliert worden seien. Innerhalb der zahlreichen Konfliktkonstellationen, die in dieser Studie aufgezeigt werden, seien es die sozialen Bewegungen, die die neoliberalen Stadtentwicklungstendenzen bekämpften. Auf sie setzt Schmidt entsprechend ihre Hoffnung.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Katharina Schmidt: Aneignung öffentlicher Räume. Wien/Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35391-aneignung-oeffentlicher-raeume_42651, veröffentlicht am 29.11.2012. Buch-Nr.: 42651 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken