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Anna Walentynowicz

Solidarność – eine persönliche Geschichte. Hrsg. und bearbeitet von Tytus Jaskułowski

Göttingen: V & R unipress 2012 (Berichte und Studien 62); 209 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-89971-980-2
Anna Walentynowicz (1929-2010) war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der polnischen Solidarność und eine Frau mit einer beeindruckenden Biografie. Als Kind wird sie schon zu Beginn des Krieges Vollwaise. Es folgen Jahre der Zwangsarbeit bei sogenannten Pflegefamilien, die Schulbildung wird eingestellt. Nach dem Krieg kann sie sich als Schweißerin und Kranführerin in der Danziger Werft qualifizieren und erfährt Anerkennung im Beruf, in der staatlichen Jugendorganisation und als Funktionärin der Frauenliga. Als alleinerziehende Mutter ist das Leben im Polen der 1950er-Jahre nicht leicht. Den ersten harten Konflikt mit dem sozialistischen Staat hat Walentynowicz 1953, als sie sich über die bessere Bezahlung der Männer für die gleiche Arbeit beschwert. In der blutigen Streikbewegung des Jahres 1970 gehört sie zu den Unterstützern der Proteste. 1976 stößt sie zum Komitee zur Verteidigung der Arbeiter (KOR), einem Zentrum der polnischen Oppositionsbewegung. Hier entwickelt sich ab 1978 die freie Gewerkschaftsbewegung. Aus dieser Zeit rührt auch die Bekanntschaft mit Lech Kaczyński, den Walentynowicz sehr achtet, und mit Lech Wałęsa, den sie – vorsichtig ausgedrückt – nicht schätzt. Im August 1980 eskalieren die Verhältnisse in der Werft, Walentynowicz wird entlassen und für ihre Wiedereinstellung kommt es zum ersten großen und erfolgreichen Streik der Solidarność. In der Folge überwirft sie sich jedoch endgültig mit Wałęsa und tritt aus der Gewerkschaft aus. Nach 1989 zählt sie zu den entschiedenen Kritikern der Post-Solidarność-Parteien, die auf Ausgleich, Kompromiss und gute Geschäfte mit den alten sozialistischen Eliten setzen. Am 10. April 2010 gehört Walentynowicz zur Delegation um Lech Kaczyński, die bei dem Flugzeugabsturz in Smolensk auf dem Weg zur Gedenkfeier für die Opfer des Massakers von Katyń ums Leben kommt. Die Erinnerungen folgen der polnischen Originalausgabe aus dem Jahr 2009. Tytus Jaskułowski hat sie mit editorischen Anmerkungen versehen und um einige aufschlussreiche Dokumente am Ende des Bandes ergänzt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.1 | 2.61 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Anna Walentynowicz: Solidarność – eine persönliche Geschichte. Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35439-solidarność--eine-persoenliche-geschichte_42718, veröffentlicht am 22.11.2012. Buch-Nr.: 42718 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken