Die „Lagergemeinschaft Workuta/GULag“ versammelt Überlebende des sowjetischen Strafsystems, die nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wegen antikommunistischen Widerstandes verhaftet und verschleppt worden waren. Der Sammelband enthält sowohl Zeitzeugenberichte von Mitgliedern der Lagergemeinschaft als auch Beiträge von Wissenschaftlern mit Forschungsschwerpunkt auf dem frühen Widerstand in der SBZ. Mit diesem Buch würdigt die Lagergemeinschaft diesen Widerstand und den im gesamten Ostblock als Vorläufer der Freiheitsbewegungen von 1953, 1956, 1968 und 1989 sowie als Basis eines freiheitlichen Europas. Unter den zahlreichen Beiträgen des Bandes beeindruckt vor allem der von Gerald Wiemers über den frühen studentischen Widerstand an der Leipziger Universität. An zahlreichen kurzen Beispielen verdeutlicht Wiemers sehr plastisch dessen fachliche, politische und weltanschauliche Breite – wobei der Widerstand in den meisten Fällen lediglich darin bestand, offen die eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen. Was das übliche Strafmaß für Widerstand – 15 bis 25 Jahre Arbeitslager – an Leid bedeutete, wird in den Zeitzeugenberichten deutlich. Im Buch kommen auch Vertreter des Rechtsnachfolgers der Sowjetunion zu Wort. Leonid P. Kopalin schildert die Rechtsgrundlagen und die Praxis der russischen Rehabilitierungspolitik für Opfer der kommunistischen Diktatur. Mittlerweile seien 10.000 Deutsche von der zuständigen russischen Militärstaatsanwaltschaft rehabilitiert worden. Über 50.000 Anträge liegen noch zur Bearbeitung vor. Michail Semiryaga wirft als ehemaliger Angehöriger der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland einen kritischen Blick zurück. Er stellt unmissverständlich fest, dass die sowjetischen Sicherheitsorgane rücksichtslose Werkzeuge des stalinistischen Terrorregimes waren. Der Band basiert auf Beiträgen einer Tagung der „Lagergemeinschaft Workuta/GULag“, die im Jahr 2011 in Halle stattfand.