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Robert Kurz

Geld ohne Wert. Grundrisse zu einer Transformation der Kritik der politischen Ökonomie

Berlin: Horlemann 2012; 419 S.; 2. Aufl.; brosch., 16,90 €; ISBN 978-3-89502-343-9
Robert Kurz bezeichnet sein Essay als Versuch einer grundlegenden „Neuinterpretation der Kritik der politischen Ökonomie“ (7). Dazu schließt er vier große Themen zusammen: erstens das Problem der vormodernen oder vorkapitalistischen Sozietäten in ihrer grundsätzlichen Differenz zur negativen ökonomischen Vergesellschaftung der sogenannten Moderne; zweitens den historischen Konstitutionsprozess des Kapitals in der Frühmoderne; drittens die Logik und den kategorialen Zusammenhang oder Kreislauf des Kapitals als sein eigener Reproduktionsprozess oder Gang in sich und viertens den inneren Selbstwiderspruch und die logische innere Schranke der kapitalistischen Dynamik als manifestes Resultat der fortschreitenden Binnengeschichte des Kapitalfetischs. Kurz setzt sich also nicht nur mit Marx’ zentralem Werk der Kritik der politischen Ökonomie auseinander, sondern auch und vor allem mit der Marx‑Rezeption – „und zwar hauptsächlich anhand der zeitgenössischen Debatten zwischen der neueren Orthodoxie (im weitesten Sinne) einerseits und der sogenannten Neuen Marxlektüre andererseits“. Kurz will dabei den Streit zwischen diesen beiden Lesarten durch Einnahme einer dritten Position „transzendieren“. Ihm geht es dabei nicht um die Auslegung der Marx‑Philologie, sondern eine „konkret‑historische Erklärung gesellschaftlicher Prozesse“ (8). Dass er sich dabei gegen sämtliche Strömungen der Marx‑Rezeption wendet, ist von ihm offenbar explizit intendiert. Kurz rechtfertigt diese Vorgehensweise mit einer akademischen Historisierung der verschiedenen Marxismus‑Strömungen, die nur noch in ihrer theoriegeschichtlichen Wechselbedeutung kontextualisiert würden, ohne dass dadurch der Marx’schen Theorie selbst neue und zeitgemäße Aspekte abgerungen würden. Der vielfach angeführte Epochenbruch – den Kurz viel tiefgreifender deutet als das Ende von Realsozialismus und Kaltem Krieg – könne auf diese Weise nicht hinreichend erklärt werden. Voraussetzung für die Lektüre von Kurz’ Essay sind nicht nur grundlegende Kenntnisse der Marx’schen Theorie, sondern auch der verschiedenen marxistisch inspirierten Theorie‑Ansätze. Denn sonst lässt sich dieser Versuch zur Konzeptionierung einer zeitgemäßen marxistischen Großtheorie kaum hinreichend würdigen, zumal dieser leider auch in sprachlicher Hinsicht nicht immer eine leichte Kost darstellt.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.22 | 5.45 | 5.33 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Robert Kurz: Geld ohne Wert. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35569-geld-ohne-wert_42914, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 42914 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken