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Christoph von Marschall

Der neue Obama. Was von der zweiten Amtszeit zu erwarten ist

Zürich: Orell Füssli Verlag AG 2012; 238 S.; brosch., 14,95 €; ISBN 978-3-280-05484-0
Bereits nach zwei Jahren im Amt könne Obama mehr Reformerfolge vorweisen als die meisten US-Präsidenten im Laufe ihrer kompletten Amtszeit, bescheinigt Christoph von Marschall dem inzwischen wiedergewählten Amtsinhaber. Mit dem Buch, das im Sommer 2012, also noch vor den Wahlen, abgeschlossen wurde, will von Marshall – so lässt zumindest der Titel vermuten – einen Blick in die Zukunft werfen. Da er der einzige deutsche Zeitungskorrespondent mit einem Zugangspass zum Weißen Haus ist, verspricht dies ein interessantes Unterfangen zu werden. Aber leider rekapituliert er vor allem Obamas Biografie, über die allerdings schon Literatur vorliegt – auch von ihm selbst (siehe „Barack Obama. Der schwarze Kennedy“, Buch-Nr. 34014; hinzuweisen ist aber vor allem auf: David Remnick, „Barack Obama“, Buch-Nr. 39770). Erst nach über der Hälfte des Buches kommt von Marshall dann auf die erste Amtszeit zu sprechen. Allerdings ist bis auf eine eher plakative Zusammenfassung einiger weniger Eckpunkte (Besserstellung homosexueller Soldaten, Förderung von Kindern hispanischer Einwanderer, Vorbildfunktion von Michelle Obama) kaum etwas über die konkrete Regierungsarbeit zu erfahren. Auch die inhaltlichen Informationen über die Gesundheitsreform bleiben spärlich, Raum nehmen vor allem die aus den Medien bereits hinlänglich bekannten Streitereien mit den Republikanern ein – auf dieser Ebene ist aber nicht zu erfahren, worüber genau gestritten wird und welche politischen Kulturen in diesem Konflikt aufeinander treffen. Entsprechend oberflächlich ist die Darstellung dessen, was in der zweiten Amtszeit zu erwarten ist – das im Untertitel angekündigte Kapitel beginnt endlich auf Seite 224. Prognostiziert wird vor allem, dass es nun darum gehen wird, das Erreichte zu bewahren. Und Obama selbst „kämpft jetzt um seinen Platz in den Geschichtsbüchern“ (232). So bleibt man eher ratlos zurück – verschenkt wurde in diesem Buch die Gelegenheit, dem deutschen Publikum einen lebendigen Einblick in die Arbeit des Präsidenten und des politischen Lebens in Washington zu vermitteln.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.24 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christoph von Marschall: Der neue Obama. Zürich: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35572-der-neue-obama_42918, veröffentlicht am 13.12.2012. Buch-Nr.: 42918 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken