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Doug Saunders

Mythos Überfremdung. Eine Abrechnung. Aus dem Englischen von Werner Roller

München: Karl Blessing Verlag 2012; 253 S.; geb., 18,99 €; ISBN 978-3-89667-486-9
„Wir sollten das Wort Multikulturalismus ebenso aufgeben wie das Wort Assimilation“, schreibt der kanadisch-britische Journalist Doug Saunders, „mit beiden Begriffen verbindet sich die Existenz einer monolithischen, vorgegebenen Kultur, die man entweder verkörpert oder ablehnt.“ (232) Dass diese nicht der Realität entspricht, zeigt Saunders ausführlich in diesem Buch. Er setzt sich dezidiert mit den im islamophoben Milieu vorhandenen Thesen und Aussagen auseinander und prüft sie akribisch auf ihre Richtigkeit. Mit Erfolg falsifiziert Saunders dabei die gängigen Meinungen und zeigt anhand von zahlreichen statistischen Analysen auf, welche Werteeinstellungen sich entwickeln, wie Integration tatsächlich in den westlichen Ländern funktioniert und ob sich die jetzige Einwanderergeneration von denen der früheren Migrationswellen unterscheidet. Aus der Perspektive des säkularen Liberalismus heraus übersieht er aber auch nicht die Risiken und kulturellen Umstände, die sich aktuell manifestieren. So erkennt Saunders in der muslimischen Perzeption einen kulturellen Wandel – auch aufgrund der erlebten Ausgrenzung werde die Religion als neues Identifikationsmuster wahrgenommen. So forme sich die Kultur eines „einzigen, uniformen ‚muslimischen Volkes‘“ (207), mit dieser Errichtung eines Kulturgefängnisses werden allerdings bestehende Probleme zementiert. Trotzdem widerspricht Saunders den meisten Vorstellungen, die über den Islam kursieren, arbeitet begrifflich präzise die Unterschiede von Terrorismus, Islamismus und dem Islam heraus und beruft sich dabei auf die großangelegten Studien aus den nationalen Statistikämtern, die Gallup-Erhebungen sowie zahlreiche Umfragen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Saunders ein fundiertes und wissenschaftlich faszinierendes Buch vorlegt, das viele aktuelle Debatten über Islam und Migration positiv beeinflussen kann.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.23 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Doug Saunders: Mythos Überfremdung. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35612-mythos-ueberfremdung_42976, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 42976 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken