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Eric Hobsbawm

Wie man die Welt verändert. Über Marx und den Marxismus. Aus dem Englischen von Thomas Atzert und Andreas Wirthensohn

München: Carl Hanser Verlag 2012; 448 S.; geb., 27,90 €; ISBN 978-3-446-24000-1
„Es ist wieder einmal an der Zeit, Marx ernst zu nehmen.“ (396) So beschließt der – inzwischen verstorbene – britische Historiker Eric Hobsbawm seine gesammelten Studien zur Ideengeschichte des Marxismus. Nach dem Ende des Kalten Krieges und angesichts der Krisen des Kapitalismus zu Beginn des 21. Jahrhunderts gelte es, Marx und den Marxismus aus dem Grab ihrer Reduzierung auf die sowjetische Ideologie eines Leninismus oder Stalinismus zu befreien. Die Begriffe von Klasse, ökonomischer Herrschaft und gesellschaftlicher Praxis durch kollektives Handeln haben keineswegs an Bedeutung verloren. „Was aber mit Sicherheit seine Relevanz für die Gegenwart niemals verlor, ist Marx’ Sicht des Kapitalismus als einer historisch befristeten Art menschlichen Wirtschaftens sowie seine Analyse des kapitalistischen Modus operandi, der von ständiger Ausdehnung und Konzentration, Krisenhaftigkeit und Selbsttransformation geprägt ist.“ (22) Entgegen der Titelankündigung liefert Hobsbawm jedoch keine politischen Handlungsansätze oder analysiert ökonomische Handlungsfelder aus marxistischer Perspektive. Er unterlegt aber seine Aufsätze zum marxistischen Denken seit Beginn des achtzehnten Jahrhunderts mit einem Aufruf zur Neuentdeckung. Untersucht wird der Marxismus als politische Bewegung anhand des europäischen und nordamerikanischen Raumes, mit Ausblicken auf Asien und Südamerika. Der Autor vereint Detailstudien zum Kommunistischen Manifest und Aufsätze zum utopischen Sozialismus, zu den frühen Kritikern von Marx oder der Bedeutung des Antifaschismus als Bindeglied einer wachsenden Gruppe von Sozialisten in den 1930er- und 1940er Jahren aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen und mit unterschiedlichen Zielen. Hobsbawm selbst fasziniert der Universalismus des Marx’schen Denkens, den er angesichts der Grenzen und Schwächen von Märkten sowie von Staaten und Welthandelsorganisationen neu entdeckt. In diesem Sinne heißt, die Welt zu verändern, bereits bekannte Begriffe einer Analyse und Kritik des Kapitalismus neu anzuwenden.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.45 | 5.33 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Eric Hobsbawm: Wie man die Welt verändert. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35652-wie-man-die-welt-veraendert_43035, veröffentlicht am 29.11.2012. Buch-Nr.: 43035 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken