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Jan Eckel / Samuel Moyn (Hrsg.)

Moral für die Welt? Menschenrechtspolitik in den 1970er Jahren

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2012 (Schriftenreihe der FRIAS School fo History 5); 396 S.; geb., 59,99 €; ISBN 978-3-525-31045-8
Die Autoren des Sammelbandes werfen einen Blick zurück auf eine Zeit, in der eine globale Menschenrechtspolitik alles andere als selbstverständlich war. Die Beiträge kreisen dabei allesamt um die Frage, warum es in den 1970er-Jahren zu einer tiefgreifenden Veränderung im weltweiten Umgang mit den Menschenrechten gekommen ist. In seinem einleitenden Beitrag erläutert Samuel Moyn, inwieweit mit der zunächst einmal willkürlichen Konzentration auf die 1970er-Jahre eine besondere Epoche in der Entwicklung der Menschenrechte in den Blick genommen wird. Die „langen 1970er-Jahre der Menschenrechtsgeschichte“ (9) erscheinen dabei als eine vergleichsweise vielfältige Epoche, verwiesen wird vor allem auf die Tatsache, „dass so viele unterschiedliche Appelle an die internationalen Menschenrechte zur selben Zeit stattfanden und zwar in einem Ausmaß, neben dem sich ihre Verbreitung in der vorhergehenden Dekade verschwindend gering ausnimmt" (20). In diesen Zusammenhang fügt sich auch ein zivilgesellschaftlicher Entwicklungsschub, den Jan Eckel in seinem Beitrag als „plötzliche Blüte“ (24) eines weit gefächerten, global ausgerichteten politischen Engagements jenseits etablierter politischer Strukturen beschreibt. Die Dekolonialisierung, die einsetzende Entspannungspolitik sowie eine zunehmende mediale Verfügbarkeit von Informationen sind für Eckel die Hauptursachen für diese Blüte. Abgesehen von diesen beiden einleitenden, eher überblicksartigen Beiträgen geht es in den übrigen Texten des Bandes um historische und politische Detailfragen der Epoche. Neben der Verhandlung über die KSZE-Schlussakte von Helsinki werden Menschenrechtsprobleme in Europa, in Nord- und Südamerika, in Asien und Afrika – jeweils in einem sehr detaillierten Zuschnitt – angesprochen. Im Blickpunkt stehen dabei sowohl institutionelle als auch inhaltliche Perspektiven. Parteipolitische wie bürgerschaftliche Formen des Engagements werden genauso in den Blick genommen wie etwa Fragen der Beobachtung von Menschenrechtsverletzungen in Argentinien oder das weltweite Ringen um die Anerkennung von Frauenrechten.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.42 | 2.68 | 2.62 | 2.314 | 2.4 | 2.65 | 2.64 | 2.67 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Jan Eckel / Samuel Moyn (Hrsg.): Moral für die Welt? Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35663-moral-fuer-die-welt_43056, veröffentlicht am 03.01.2013. Buch-Nr.: 43056 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken