Tropen des Staates. Literatur – Film – Staatstheorie 1918-1938
Diskurse über Recht und Staat kommen nicht ohne metaphorische Darstellungen aus. Die bekannteste Visualisierung des Politischen ist wohl Thomas Hobbes‘ Leviathan; doch es gibt auch unzählige Romane, Dramen und Filme, in denen Demokratisierungsprozesse oder die Organisation von Staatsgewalt ins Bild rücken. Die Autor_innen konzentrieren ihre Untersuchung auf die Zwischenkriegszeit in Österreich und Deutschland, denn für Eva Kreisky fungierten jene Jahre „geradezu als Labor überaus wirksamer Vermittlungsformen von Staatlichkeit in modernen Massengesellschaften“ (96). Die Politik- und Literaturwissenschaftler_innen analysieren „Tropen“, also semantische Figuren, die im übertragenen Sinn gebraucht werden, wie etwa Metaphern oder Ironie. Projektleiter Roland Innerhofer knüpft an Michel Foucaults Feststellung an und erinnert: „Die Politik ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln“ (194). Diese Mittel sind nicht zuletzt rhetorische, wie etwa Martin Weidinger hinsichtlich der Darstellung der Polizei im Film der 1920er-Jahre erläutert. Er betrachtet die Visualisierung des staatlichen Gewaltmonopols vor dem Hintergrund rechtstheoretischer Bezugspunkte nach Hans Kelsen oder Carl Schmitt. Hervorzuheben ist weiters der Beitrag von Wolfgang Straub, der Georg Rendls 1931 erschienenen „Bienenroman“ in Relation zum Ständestaatsdiskurs nach Othmar Spann setzt. Der Sammelband gibt somit einen ersten Einblick in ein bislang viel zu vernachlässigtes Forschungsgebiet mentaler Repräsentationen des Politischen.