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Berthold Lange (Hrsg.)

Weltbürgerrecht: Die normative Seite der Globalisierung. Zur Umsetzung universeller Menschenrechts- und Umweltstandards durch Bürgerbewegungen, Multilateralismus und transnationale Gerichtsbarkeit. Beiträge zur Verleihung des Kant-Weltbürger-Preises 2011

Würzburg: Ergon Verlag 2012 (Spektrum Politikwissenschaft 44); 220 S.; brosch., 27,- €; ISBN 978-3-89913-908-2
Eine Zukunftschance sieht der Herausgeber Berthold Lange in der „Globalisierung demokratischer Partizipations‑ und Wertvorstellungen“ (10) – auch und gerade durch Handeln gemäß dem kategorischen Imperativ. Der Sammelband dokumentiert die Beiträge zur Verleihung des vierten Kant‑Weltbürger‑Preises im Mai 2011 in Freiburg. Dieser wurde zum einen verliehen an Anna Gräfin von Bernstorff, eine der Vertreterinnen der Bürgerbewegung gegen das Atommülllager Gorleben, zum anderen an Baltasar Garzón Real, spanischer Repräsentant der transnationalen Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Justiz sei bei Handlungen von globalen Unternehmen, die zur Armut von Millionen Menschen führten, gefragt, schreibt Garzón. Das Gleiche gelte für „Handlungen, die die Ungleichheit in der Verteilung des Reichtums begünstigen, für Betrugshandlungen, die Millionen von Menschen in den Ruin treiben, für Entscheidungen, aufgrund derer Migranten verfolgt oder getötet werden, für Aktivitäten, die das Ökosystem oder die Umwelt gravierend schädigen, für die Korruption, die sie begleitet, oder für bewaffnete Konflikte, die der Sicherheit der Bevölkerung schaden, seien sie nun illegal oder vom eigenen Staat initiiert“ (69). Angesichts ökonomischer und ökologischer Krisen nennt Angelika Zahrnt Optionen für die „Postwachstumsgesellschaft“ (111), wie etwa die Verteuerung von Energie und Ressourcen, die Steigerung der Arbeitsproduktivität, ein achtsamer Konsum, Bildung als „Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten“ (117), soziale Gerechtigkeit sowie Demokratie und Partizipation. Gianfranco Mascia thematisiert die „breite Teilnahme am Prozess der Demokratisierung“ (181) durch Social Media. Als Vorreiter sieht er die Organisation des No‑Berlusconi‑Day (5. Dezember 2009) durch die Zivilgesellschaft in Italien über Facebook an, als Nachfolger die Unterstützer des Arabischen Frühlings und von Occupy Wall Street: „Durch Prüfen, Argumentieren, Anzweifeln der Gültigkeit der Postulate von Politikern und Bankiers haben die Bewegungen in organisierter und beständiger Weise Schlag um Schlag auf den Widerstand der herrschenden Macht geantwortet, vom Erweitern der Schlagkraft weniger Personen (die sogenannte Avantgarde) hin zu einem Einbeziehen eines großen Teils der öffentlichen Meinung“ (186).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.14.34.455.332.252.632.3432.22 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Berthold Lange (Hrsg.): Weltbürgerrecht: Die normative Seite der Globalisierung. Würzburg: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35717-weltbuergerrecht-die-normative-seite-der-globalisierung_43132, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken