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Bertold Unfried / Eva Himmelstoss (Hrsg.)

Die eine Welt schaffen/Create One World. Praktiken von "Internationaler Solidarität" und "Internationaler Entwicklung"/Practices of "International Solidarity" and "International Development"

Leipzig: Akademische Verlagsanstalt 2012 (ITH-Tagungsberichte 46); 231 S.; brosch., 25,- €; ISBN 978-3-931982-78-2
Wie wird internationale Solidarität in die Praxis umgesetzt? Die Autoren dieses Sammelbandes gehen dieser Frage am Beispiel sozialer Bewegungen und Organisationen nach, die in der Tradition der Arbeiterbewegung standen. Einleitend skizziert Bertold Unfried knapp das begriffliche Feld. Unterschieden werden müsse zwischen einer Solidarität, bei der die Hilfeleistung gruppenbildend und in diesem Sinne exklusiv in Form einer Haftungsgemeinschaft wirkt, sowie einer Menschheitssolidarität, die auf einer humanitären Motivation basiert und nach außen wirkt. Praktiken der Solidarität können wiederum in einer Perspektive der Überwindung und in einer Perspektive der Bewahrung von Differenz ausgerichtet sein, wobei sowohl uneigennützige als auch eigennützige Elemente Grundlage für solidarische Praktiken sein können. Im Mittelpunkt des Sammelbandes steht die internationale Solidarität mit dem Fokus auf Nord‑Süd‑Beziehungen, wodurch internationale Solidarität mit internationaler Entwicklung verknüpft wird. Diese wird von Unfried „als ein Konzept gesellschaftlicher Umgestaltung durch bewussten, aktiven Eingriff zur Erreichung bestimmter Zielsetzungen wie – konkret historisch gesehen – ‚Modernisierung‘ verstanden“ (9). Die Autoren behandeln anschließend zahlreiche Praktiken der Solidarität und Entwicklung innerhalb der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sara Lorenzini zeigt z. B. die Diskrepanzen zwischen einem idealistischen Solidaritätsanspruch der DDR und der Praxis des Außenhandels mit dem Süden, der auf nationalstaatlichen Interessen beruhte. Antonio Muñoz Sánchez interpretiert in seinem Beitrag den Aufbau sozialistischer Parteien in Portugal und Spanien durch die Friedrich‑Ebert‑Stiftung als eine Form der internationalen Solidarität. Kim Christiaens kehrt diesen Blickwinkel um und belegt die zentrale Rolle von Akteuren aus dem Süden innerhalb der Vietnam‑Solidaritätsbewegung. Das Fazit lautet, dass in diesem Fall nicht von einem einseitigen Transfer vom Norden in den Süden gesprochen werden könne. Stattdessen habe die „South Vietnamese National Liberation Front“ und Nordvietnam über das Bereitstellen von Informationen und den Nachweis, dass die Hilfeleistungen effektiv waren, einen bedeutenden Einfluss auf die Bewegung ausgeübt.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.44 | 2.313 | 2.314 | 2.22 | 2.331 | 2.5 | 2.4 | 2.61 | 2.68 | 2.67 | 4.2 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Bertold Unfried / Eva Himmelstoss (Hrsg.): Die eine Welt schaffen/Create One World. Leipzig: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35742-die-eine-welt-schaffencreate-one-world_43312, veröffentlicht am 21.03.2013. Buch-Nr.: 43312 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken