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Markus Raasch / Tobias Hirschmüller (Hrsg.)

Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne in Theorie und Praxis. Festschrift für Karsten Ruppert zum 65. Geburtstag

Berlin: Duncker & Humblot 2013 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft 175); 787 S.; brosch., 114,90 €; ISBN 978-3-428-13806-7
Freiheit, Solidarität und Subsidiarität sind Leitbegriffe der Moderne. Sie sind zugleich Leitbegriffe des wissenschaftlichen Arbeitens von Karsten Ruppert, bis 2012 Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Geschichte an der Katholischen Universität Eichstätt. Die 26 Beiträge der Festgabe zu seinem 65. Geburtstag füllen diesen Rahmen unter ganz unterschiedlichen Zugriffen aus. Waltraud Schreiber eröffnet die erste Sektion „Identität und kulturelle Praxis“ mit einem Beitrag über die Gedenkstätte Berliner Mauer aus dem Blickwinkel der Geschichtskompetenz. Dabei konkretisiert sie sehr griffig das Quartett von Frage‑, Methoden‑, Orientierungs‑ und Sachfähigkeit als Kernbereiche geschichtlicher Deutung und Sinnbildung. Gedenkstätten sind dafür besonders ertragreiche Lernorte, denn das Erinnern, Gedenken/Mahnen und Sich‑Informieren sind eng verknüpft. Aus der zweiten Sektion „Außenpolitik in internationaler Perspektive“ ist Gert Krells Analyse des Nahost‑Konflikts zwischen Geschichte und nationalen Narrativen hervorzuheben. Zionistischer Gründungsmythos, Holocaust, der zur israelischen Staatsgründung führende internationale Entscheidungsprozess, palästinensische Geschichtsdeutung, arabisches Bewusstsein und Islamismus sind höchst vielschichtige Bestimmungsfaktoren der allgemeinen Konfliktsituation. Denn fragt man beispielsweise nach den Ursachen des Zionismus, so sind die seinerzeitigen europäischen Nationalismen eine ganz wesentliche Ursache. Sind also die Palästinenser „Folgeopfer des europäischen Nationalismus“ (326)? Die dritte Sektion entfaltet die „Verfassungs‑ und Geistesgeschichte der Moderne“, beginnend mit Hans Fenskes Betrachtung der Frühgeschichte des deutschen Liberalismus. Der Blick gilt dabei dem 17. und frühen 18. Jahrhundert. Bis aber auch den Konzepten Samuel Pufendorfs, Johann Joachim Bechers oder Johann Adolf Hoffmanns „konkrete Taten erwuchsen, dauerte es noch geraume Zeit“ (356). Und in der letzten Sektion, die sich „politisch‑sozialen Bewegungen und der Parteiengeschichte“ widmet, lohnt besonders Michael F. Feldkamps Blick auf die parlamentarische Beilegung des Adenauer‑Schumacher‑Konflikts im Herbst 1949. Denn die „Zwischenruf‑Affäre“ (Schumachers Bundestags‑Äußerung „Der Bundeskanzler der Alliierten“) beleuchtet schlaglichtartig die deutschlandpolitischen Grundauffassungen im Weichenjahr 1949. Die Festgabe vereinigt damit vielschichtige Zugänge und verschiedene Professionen: historische, geschichtsdidaktische, politikwissenschaftliche und archivalische.
Klaus Kremb (KK)
Dr., Oberstudiendirektor, Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler, Lehrbeauftragter, Fachgebiet Politikwissenschaft, TU Kaiserslautern.
Rubrizierung: 1.3 | 2.31 | 2.35 | 4.1 | 4.21 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Markus Raasch / Tobias Hirschmüller (Hrsg.): Von Freiheit, Solidarität und Subsidiarität – Staat und Gesellschaft der Moderne in Theorie und Praxis. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35847-von-freiheit-solidaritaet-und-subsidiaritaet--staat-und-gesellschaft-der-moderne-in-theorie-und-praxis_43761, veröffentlicht am 19.06.2013. Buch-Nr.: 43761 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken