Wie bei Büchern zum Thema Nachhaltigkeit üblich, steht auch bei diesem Band am Anfang der Hinweis auf den UN‑Erdgipfel in Rio de Janeiro 1992, der als Geburtsstunde der Nachhaltigkeitsdebatte gilt. Auf diesem verpflichteten sich 178 Nationen dem Leitbild nachhaltiger Entwicklung. Zwei wesentliche wirtschaftspolitische Anforderungen unterscheiden für Michael von Hauff und Helena Schiffer das Nachhaltigkeitsparadigma von der neoklassischen Ökonomie: „[D]ie Dreidimensionalität, wonach die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension gleichrangig zusammengeführt werden und die Realisierung der intra‑ und intergenerationellen Gerechtigkeit.“ (9 f.) Die Autor_innen stellen allerdings eine „nur langsam voranschreitende Ausdifferenzierung und Umsetzung des Paradigmas […] in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft“ (10) fest. Gerade Akteure und Theoretiker der Wirtschaftspolitik seien trotz aller Krisensymptome nicht bereit, das Paradigma und seine Relevanz zur Kenntnis zu nehmen. Der Sammelband soll daher als Beitrag zur Weiterentwicklung der Disziplin verstanden werden. Doch die Qualität der Aufsätze schwankt. Hans‑Dieter Feser analysiert durchdacht grundlegende Dimensionen nachhaltiger Wirtschaftspolitik. Die nationale Steuerungssouveränität sei in diesem Bereich wegen verschiedener Megatrends wie Globalisierung (als „Verdichtung von Raum und Zeit“, 53) und demografischer Entwicklung stark beeinträchtigt. Erschwerend komme hinzu, dass aktuell eine zunehmende Vielfalt an konkurrierenden Formen der Marktwirtschaft entstehe: „angelsächsischer Laissez‑faire‑Kapitalismus – französischer Interventionsstaat – deutsche und japanische konsensuale Marktwirtschaft – skandinavische Wohlfahrtsstaaten – südkoreanischer Clan‑Kapitalismus – islamische Ökonomien – chinesischer autoritärer Kapitalismus“ (36 f.). Der Beitrag der Volkswirtin Elena Brosch‑Pahlke gehört zu den weniger überzeugenden: „Unter nachhaltiger Bildungspolitik ist eine Bildungspolitik zu verstehen, die gemäß den Anforderungen des Leitbildes nachhaltiger Entwicklung und damit auch entsprechend eines nachhaltigen Bildungssystems, ausgestaltet ist“ (173). Methodisch fragwürdig will die Autorin etwa die mangelnde Bekanntheit der UN‑Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ durch „eine kurze Recherche in den Online‑Archiven von regionalen und überregionalen Tages‑ und Wochenzeitungen“ (189) belegen. Der unausgegorene Eindruck des Beitrages wird durch Tipp‑ und Layout‑Fehler bestärkt.