Skip to main content
Elise Catrain

Hochschule im Überwachungsstaat. Struktur und Aktivitäten des Ministeriums für Staatssicherheit an der Karl-Marx-Universität Leipzig (1968-1981)

Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2013; IX, 323 S.; hardc., 29,- €; ISBN 978-3-86583-725-7
Geschichtswiss. Diss. Lille/Leipzig; Begutachtung: J. Vaollant, G. Heydemann, K. Fitschen. – Um die ideologische Hoheit und politische Macht festigen zu können, war die gezielte Beeinflussung und Kontrolle von Bildungseinrichtungen für die DDR besonders wichtig. Am Beispiel der Leipziger Karl‑Marx‑Universität untersucht Elise Catrain die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und seine Tätigkeiten seit der dritten Hochschulreform bis 1981. War das MfS in der Lage, eine lückenlose Überwachung zu erreichen? Hierzu betrachtet die Autorin insbesondere die Stärke der politisch‑ideologischen Prägung, Mittel, Formen und Modifikationen der MfS‑Überwachung, die Ebenen, auf denen offizielle und inoffizielle Mitarbeiter eingesetzt wurden, sowie die Bedingungen der Zusammenarbeit zwischen Hochschule und anderen Institutionen. Catrain sichtete vorrangig Quellen aus dem Leipziger Universitätsarchiv, dem Leipziger Staatsarchiv und dem Archiv des Bundesbeauftragten für die Stasi‑Unterlagen (BStu) und zog außerdem Veröffentlichungen über das MfS sowie Studien zur Karl‑Marx‑Universität hinzu. In ihrer Arbeit rekonstruiert sie mithilfe von teils langen Auszügen aus den Dokumenten vorrangig die Strukturen der Hochschule sowie der Bezirksverwaltung, die den Akten zu entnehmenden Informationen über die Inoffiziellen Mitarbeiter, die Kommunikation zwischen Universitätsangehörigen und dem MfS (soweit dies möglich ist) sowie die Überwachung ausländischer Studierender. Erst zum Ende ihrer Arbeit bewertet die Autorin ihre aus den Akten geborgenen Informationen. Catrain schlussfolgert, dass man „in Bezug auf die 1970er‑Jahre von einer ‚flächendeckenden‘ Überwachung sprechen kann“ (288). An anderer Stelle stellt sie ihrer Einschätzung zur Überwachung die Erkenntnis entgegen, dass „die sogenannte operative Arbeit des MfS nicht nur durch Erfolge, sondern ebenso durch Misserfolge gekennzeichnet war“, weswegen die These von einer „umfassende[n] Durchherrschung des universitären Alltags“ (291) kritisch hinterfragt werden müsse.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Elise Catrain: Hochschule im Überwachungsstaat. Leipzig: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35933-hochschule-im-ueberwachungsstaat_43536, veröffentlicht am 14.07.2013. Buch-Nr.: 43536 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken