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Bert Preiss / Claudia Brunner (Hrsg.)

Democracy in Crisis. The Dynamics of Civil Protest and Civil Resistance

Wien/Berlin: Lit 2013 (Dialog: Beiträge zur Friedensforschung 64); 453 S.; 29,80 €; ISBN 978-3-643-90359-4
Mit diesem Sammelband wird der Versuch unternommen, angesichts der gegenwärtig weit gefächerten Phänomene und Debatten um die Stichworte Demokratie und Krise einen klar definierten Zugriff zu etablieren. Aus einer kurzen, überblicksartigen ideen‑historischen Rekonstruktion von Demokratie als Herrschafts‑ und Regierungsform sowie einer Zusammenschau der Entwicklungen, die in der Summe die gegenwärtige Wirtschafts‑ und Finanzkrise ausmachen, entwerfen die Herausgeber die Kernthese, die diesen Zugriff ermöglicht: Insofern die gegenwärtige Entwicklung – die Colin Crouch emblematisch als Postdemokratisierung bezeichnet hat – zu einer Verschiebung von Verantwortung, weg von demokratisch gewählten Vertretern, hin zu global agierenden Wirtschafts‑ und Finanzakteuren geführt hat, bedarf es einer Art Re‑Demokratisierung. Mit anderen Worten: Wie – konkret also: durch welche Formen und Strategien des (zivilgesellschaftlichen) Protests – kann es gelingen, der gegenwärtigen Neoliberalisierung westlicher Demokratien zu begegnen? In den fünf Teilen des Bandes spezifizieren die Autorinnen und Autoren die Gegenwartsdiagnose einer hemmungslos um sich greifenden Marktradikalität und formulieren Antworten auf diese Frage. Während die Beiträge von Mark Joób und Karin Küblböck in ihrer Analyse auf das Wirtschafts‑ und Finanzsystem der EU abstellen und dabei unter anderem zu dem – politisch schon beinahe naiven – Schluss kommen, dass es ohne eine Wende zu mehr sozialer Gerechtigkeit keine adäquate Lösung der Krise geben könne, konzentriert sich die Mehrzahl der Beiträge in den übrigen Teilen genau genommen nicht auf die Krise der Demokratie, sondern auf Umsturz‑ und nur bestenfalls Demokratisierungsprozesse. Der arabische Frühling etwa ist allerdings – entgegen aller Euphorie – in seinem demokratischen Ertrag für die betroffene Region und ihre Menschen bislang nur schwer einzuschätzen. Dass es sich dabei um eine Demokratisierungswelle gehandelt hat, ist nach gegenwärtigem Stand jedoch noch äußerst zweifelhaft.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.65 | 2.25 | 2.61 | 2.63 | 4.3 | 3.5 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bert Preiss / Claudia Brunner (Hrsg.): Democracy in Crisis. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36013-democracy-in-crisis_44089, veröffentlicht am 01.08.2013. Buch-Nr.: 44089 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken