Politische Sachzwänge sind störend. Kompromisse, Konsense und Hindernisse stehen einer konzisen Politik entgegen und lassen sich nicht so einfach vom Tisch wischen. Dabei gäbe es so derart viel zu tun. Die Erwartungen an die Politik sind also hoch. Das Vertrauen darin ist jedoch gering. Was Politik dabei im Einzelnen tun könnte, sollte oder müsste, hat jetzt Peter Zudeick in einem Sammelband vereint. Es geht also um Utopien. In Anbetracht dessen ist es wenig verwunderlich, dass sich die meisten Autoren mehr oder weniger einer politischen Linken zuordnen lassen, freilich einer sehr pluralen Linken. Der utopische Überschuss, den so unterschiedliche Personen wie etwa der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Ulrich Schneider, Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht oder auch Wettermann Sven Plöger mitbringen, ist gleichsam sehr realpolitisch ausgerichtet. Vor dem Hintergrund des Titels und der Herangehensweise ist das sogar erstaunlich. Es geht dennoch erkennbar nicht um den einen großen neuen Gesellschaftsentwurf. Vielmehr sind es zahlreiche Bausteine zu gesellschaftlichen Reformen, die sich auf verschiedene Fragen der politischen Agenda beziehen, wobei die Frage der Klimapolitik ein recht großes Gewicht einnimmt. Dennoch hat sich keiner der Autoren wirklich Gedanken darüber machen müssen, wie er letztlich seine Ideen umsetzen kann. Keine Verflechtungsfalle stört, kein Koalitionspartner nervt, keine Mehrebenenregulation behindert, all das findet in den Beiträgen keinen Niederschlag. Gerade deswegen sind die Beiträge allesamt lesenswert und kurzweilig. Politikwissenschaftlich gesprochen geht es also um die reine Policykonzeption, das ist für Utopien vielleicht ein ganz guter Einstieg.