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Lena Bullerdieck

Myanmar 2.0. Eine Studie zum Einfluss neuer Medien auf gesellschaftlichen Wandel

Berlin: regiospectra Verlag 2013; 140 S.; pb., 19,90 €; ISBN 978-3-940132-56-7
Masterarbeit HU Berlin; Begutachtung: N.‑C. Schneider, B. Rehbein. – Myanmar durchläuft derzeit den politischen Transformationsprozess von einer Militärdiktatur zu einer Demokratie. Mit einem für eine Masterarbeit hohen Aufwand analysiert Lena Bullerdieck vor diesem Hintergrund die Veränderungen der Medienlandschaft. Dabei konzentriert sie sich auf den Einfluss neuer Medien auf den gesellschaftlichen Wandel. Unter neuen Medien versteht die Autorin das Internet, Technologien, die einen Zugang zum Internet ermöglichen, und Mobiltelefone; traditionelle Medien wie Printmedien, Radio und Fernsehen werden davon abgegrenzt. Theoretisch vor allem durch das Konzept der Netzwerkgesellschaft des Soziologen Manuel Castells inspiriert und basierend auf einer zweimonatigen Feldforschung kommt die Autorin zu dem Ergebnis, dass neue Medien immer bedeutungsvoller in Myanmar werden, die traditionellen Medien jedoch nicht verdrängen. Gerade die junge, urbane und politisch aktive Bevölkerung nutze die neuen Medien, während für die ältere und ländliche Bevölkerung die traditionellen Medien und die Face‑to‑Face‑Kommunikation weiterhin zentral blieben. Weitere Erkenntnisse sind, dass neue Medien „horizontale Kommunikation, kommunikative Deterritorialisierung und translokale virtuelle Vernetzung in Myanmar“ (122) ermöglichen. Es entstehe zudem eine räumlich angepasste Kombination unterschiedlicher Mediennutzung, bei der auch die Exilmedien als Gegenmeinung zu den regierungsnahen traditionellen Medien bedeutungsvoll seien. Eine wichtige Rolle spiele bei den neuen Medien außerdem aufgrund der Anonymität, Interaktivität und des freien Zugangs das Netzwerk Facebook. Im Ergebnis zeigt sich, dass die neuen Medien ein regierungskritisches Potenzial aufweisen, sie stellen einen „demokratischen Lernort“ (124) dar und stärken die Zivilgesellschaft, womit diese eine Gegenmacht zur Regierung bildet. Bullerdieck schlussfolgert daher, dass neue Medien über die Stärkung der Zivilgesellschaft zum gesellschaftlichen Wandel beitragen und diesen beschleunigen. Insgesamt zeigt die Autorin jedoch eher das Potenzial der neuen Medien in Myanmar auf, nicht aber die genauen Prozesse des Einflusses auf den gesellschaftlichen Wandel. Dazu bedarf es weiterer Forschung – was selbstverständlich nicht in einer Masterarbeit geleistet werden kann.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Lena Bullerdieck: Myanmar 2.0. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36064-myanmar-20_44016, veröffentlicht am 15.08.2013. Buch-Nr.: 44016 Rezension drucken