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Julian Assange / Jacob Appelbaum / Andy Müller-Maguhn / Jérémie Zimmermann

Cypherpunks. Unsere Freiheit und die Zukunft des Internets. Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013; 206 S.; brosch., 16,99 €; ISBN 978-3-593-39913-3
Das Internet, so stellt der Wikileaks‑Aktivist Julian Assange zu Beginn fest, „hat sich in den gefährlichsten Wegbereiter des Totalitarismus verwandelt, mit dem wir es je zu tun hatten. Das Internet ist eine Bedrohung der menschlichen Zivilisation“ (1). Bei dieser Publikation handelt es sich um die Niederschrift einer Diskussion im März 2012 zwischen Assange, der sich zu dieser Zeit unter Hausarrest befand, und den Netzwerkaktivisten Jacob Appelbaum, Jérémie Zimmermann und Andy Müller‑Maghun. Der Vorteil des Buches ist seine gute Lesbarkeit, das Gespräch ist auch für Laien verständlich. Die Autoren illustrieren anhand vieler Beispiele eindrucksvoll, dass die totale Überwachung des Internets bereits heutzutage Realität ist: Danach ist jedes Kommunikationsgerät, sei es Computer oder Smartphone, ein Überwachungsinstrument; die Daten werden unbegrenzt gespeichert: „Weißt Du, was Du vor zwei Jahren, drei Tagen und vier Stunden gesucht hast? Du weißt es nicht; Google weiß es.“ (59) In den einzelnen Kapiteln wird anschaulich die Verflochtenheit zwischen privaten Konzernen wie beispielsweise Google, Facebook oder Visa mit der Politik und den Geheimdiensten illustriert, es werden die militärischen Interessen, Zensurpraktiken im Internet und die Gefahr rigider Copyrightpläne für die Verbreitung von Wissen und freier Software geschildert. Dabei wird klar: Daten sind die „neue Währung“ (58) und ihr Abgreifen einfacher denn je. Genau hierin sehen die Autoren die elementare Gefahr für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit: Wie können Grundrechte garantiert werden, wenn diese durch die unkontrollierte Überwachung ausgehöhlt werden? Der Kampf gegen die Überwachung im Internet wird so zum politischen Kampf für Freiheit und Privatsphäre. Als Ausweg sehen die Autoren einerseits die Kryptografie. Die Privatsphäre sei nur durch sichere Verschlüsselungstechniken zu gewährleisten – daher sei es bezeichnend, dass diese Techniken weltweit Exportbeschränkungen unterliegen. Andererseits kommt es entscheidend auf die Aufklärung und das Engagement der Internetnutzer an. Dass dies funktionieren kann, wird anhand des erfolgreichen Protestes gegen das ACTA‑Abkommen veranschaulicht. Dennoch ist das Buch kein Aufruf zur digitalen Revolution, sondern regt vielmehr zu einem verantwortungsvollen Handeln mit den eigenen Daten an. Insgesamt bleiben die Autoren jedoch pessimistisch, wie auch die Zukunft abschließend düster gesehen wird: „Nicht, dass irgendjemand innerhalb irgendeines beliebigen Systems jemals frei sein könnte, aber die Freiheiten, die wir für uns biologisch entwickelt haben, und jene, an die wir uns kulturell gewöhnt haben, werden beinahe gänzlich beseitigt werden“ (172).
Fabrice Gireaud (FGI)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand und wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.224.45 Empfohlene Zitierweise: Fabrice Gireaud, Rezension zu: Julian Assange / Jacob Appelbaum / Andy Müller-Maguhn / Jérémie Zimmermann: Cypherpunks. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36152-cypherpunks_44323, veröffentlicht am 05.09.2013. Buch-Nr.: 44323 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken