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Johann Frank / Walter Matyas (Hrsg.)

Strategie und Sicherheit 2013. Chancen und Grenzen europäischer militärischer Integration

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2013; 636 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-205-79467-7
„[D]ie Europäische Union und ihr Beitrag zu europäischer Sicherheit sind in keinem guten Zustand“ (23), konstatiert Michael Stürmer im Eröffnungsaufsatz und beschreibt damit auch die Ausgangslage für die mehr als 50 Beiträge: Die EU verfolgt unbestritten mehrere sicherheitspolitische Ansätze, und ebenfalls unbenommen ist, dass die existenten und mehr noch die künftigen Krisen und Konflikte durch ein lapidares „Weiter so“ nicht gelöst werden können. Die Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Politik schreiben vor diesem Hintergrund wie selbstverständlich von einer Gemeinsamen Sicherheits‑ und Verteidigungspolitik, deren Notwendigkeit sie auch wie selbstverständlich nicht hinterfragen. An keiner Stelle findet man eine nervöse Aufgeregtheit, wie sie beispielsweise die Idee der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft in den 1950er‑Jahren begleitet hatte. Es werden nach wie vor nationale Interessen verfolgt – darüber findet sich ein breiter Abschnitt in dem Band selbst –, aber vor allem steht in der Post‑9/11‑Zeit eine europäische GSVP außerhalb jeglicher Daseinskritik. Es geht in den Beiträgen entsprechend um ihre Ausgestaltung, wie sich die GSVP in Gegenwart und Zukunft denken lässt, aus vielschichtiger nationaler Sicht, aus supranationaler Perspektive und schließlich aus der Betrachtung Außenstehender. Dass globale Akteure auch globale Ziele verfolgen, im Vergleich zu tatsächlichen oder vermeintlichen Regionalmächten, wird ebenso deutlich wie die Vielfalt der strategischen Herausforderungen, die schon jetzt in die EU drängen oder sich abzeichnen und besser heute als morgen bewältigt werden sollten. Wie hält man es also mit der NATO – einmal beiseitegelassen, dass die Mehrheit der EU‑Mitglieder auch NATO‑Partner sind? Welchen Einfluss hat die Euro‑Krise auf die GSVP? Ist Smart Defence eine zukunftsträchtige Lösung? Blickt die EU intensiv genug auf ihre Südgrenzen, und befasst sie sich vorausschauend mit Subsahara‑Afrika? Die österreichische Perspektive, die einen prominenten Raum findet, ist keineswegs als vernachlässigbarer Exkurs zu verstehen. Die Aufsätze zur österreichischen Außen‑ und Sicherheitspolitik bilden vielmehr die Fallstudie eines Landes, das sich genauso mühsam wie andere seiner Partner von der Panzerschlacht als bestimmenden Kriegsbild abwendet, sich jetzt Fragen eines Poolings und Sharings seiner Streitkräfte und Kapazitäten stellt und sich schließlich damit eng verbunden im Rahmen der GSVP Themen widmen muss, die jenseits der traditionellen Balkan‑Orientierung liegen. Der gelungene Sammelband bietet eine Fülle von Anregungen für diejenigen, die forschend und/oder beratend auf internationalem Parkett agieren.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.2 | 3.6 | 3.5 | 4.22 | 4.21 | 2.4 | 2.61 | 2.62 | 4.3 | 4.41 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Johann Frank / Walter Matyas (Hrsg.): Strategie und Sicherheit 2013. Wien/Köln/Weimar: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36553-strategie-und-sicherheit-2013_44278, veröffentlicht am 02.01.2014. Buch-Nr.: 44278 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken