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Thorsten Polleit (Hrsg.)

Ludwig von Mises. Leben und Werk für Einsteiger

München: FinanzBuch Verlag GmbH 2013; 152 S.; 14,99 €; ISBN 978-3-89879-824-2
Ludwig von Mises, führender Kopf der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, ist bis heute in der politischen Ideengeschichte des Liberalismus ein Geheimtipp, erscheint er doch mit seiner Warnung vor der „Gemeinwirtschaft“ rückblickend als ein Rufer in der Wüste der politischen Welt der 1920er‑Jahre. Dass die von seinen Schülern reformulierte Kritik am Investitionsstaat nach dem Zweiten Weltkrieg markantes Merkmal des Neoliberalismus werden sollte, der Ruhm jedoch an ihm vorbeiging, ist zweifellos bitter. Das hier von seinen Anhängern herausgegebene Bändchen soll sich an Einsteiger wenden und will von Mises‘ Platz in der Geschichte des Liberalismus anhand ausgewählter Schwerpunkte darlegen. Dass die Autoren allesamt stark durch die Österreichische Schule geprägte Ökonomen sind, sich mithin dem Libertarianismus von Rothbard verpflichtet fühlen, belastet jedoch die Lektüre, werden doch alle Gegenpositionen, ja sogar die kleinste Abweichung als verdammungswürdig gebrandmarkt. So gibt etwa Hoppes hier aufgenommener Beitrag von 1993 zwar einen guten Überblick über zentrale Schriften und intellektuelle Beziehungen, jedoch versteigt er sich in eine unnötige und ärgerliche Polemik gegen die österreichische Sozialdemokratie der Zwischenkriegszeit. Diese Ablehnung wird vordergründig mit der bei von Mises ausgemachten libertären Staatsfeindlichkeit begründet, nur wird dabei verschwiegen, dass er bei seiner Absage an den Interventionsstaat merkwürdigerweise durchaus anerkennende Worte für den italienischen Faschismus fand, was ihn später auch zum wirtschaftspolitischen Berater des Dollfus‑Regime werden ließ. Aber statt solche Doppeldeutigkeiten zu erwähnen, wird lieber die Geschichte des lonesome rider erzählt, der als einziger heldenhaft gegen die in den Totalitarismus stürzende Welt kämpfte, dabei nie seine ureigene liberale Wirtschaftstheorie preisgab, während die angepassten Emporkömmlinge von Hayek und Friedman den Liberalismus an den Interventionismus, der für die Autoren ja ohnehin nur eine Spielart des Sozialismus ist, verraten hätten.
Frank Schale (FS)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.46 | 5.45 | 5.43 Empfohlene Zitierweise: Frank Schale, Rezension zu: Thorsten Polleit (Hrsg.): Ludwig von Mises. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36609-ludwig-von-mises_44578, veröffentlicht am 16.01.2014. Buch-Nr.: 44578 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken