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Thomas Kunze / Thomas Vogel (Hrsg.)

Oh Du, geliebter Führer. Personenkult im 20. und 21. Jahrhundert

Berlin: Ch. Links Verlag 2013; 335 S.; hardc., 19,90 €; ISBN 978-3-86153-734-2
Persönlichkeitskulte sind weder ein Phänomen der Moderne, noch haben sie mit dem Jahrtausendwechsel geendet. Die instrumentalisierte Verehrung politischer Führer ist weder gebunden an bestimmte ideologische Ausprägungen noch sind spezifische kulturelle Hintergründe dafür signifikant. Ziel der Herausgeber ist es, die Varianzen und Spezifika aufzuzeigen und einen Überblick über vermeintliche Typen der Führerverehrung zu geben. In den von den großen Ismen des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart reichenden Beispielen wird nach den Entstehungsgründen, Formen und Automatismen von Persönlichkeitskulten gefragt. Dies geschieht allerdings, ohne eine vorherige Unterscheidung zwischen demokratischen und nichtdemokratischen Systemen vorzunehmen. So ist der Sammelband in zwei Hauptkapitel (Personen und Phänomene) gegliedert, in denen aus wissenschaftlicher Perspektive eine unzureichend thematisierte Mischung – sie reicht von Stalin, Ceausescu, Hodscha, Evita Perón, Chávez und Castro, Mandela, Gaddafi, Ben Ali und Mubarak über amerikanische Präsidenten bis hin zu den Repräsentanten moderner Königshäuser – präsentiert wird. Obwohl in der Gliederung eine Unterteilung in Diktatoren, Populisten, Kulturfiguren, Nationalisten und Monarchen vorgenommen wird, gelingt es den Herausgebern nur bedingt, die abgehandelte Vielfalt entlang verschiedener Ansätze aus den Geistes‑ und Sozialwissenschaften analytisch einzuordnen. Die Beiträge selbst sind aufgrund der hohen Länderkompetenz der Autorinnen und Autoren sehr lesenswert, wenngleich auch hier ein stärkerer analytischer Zugang noch erkenntnisbringender gewesen wäre. Im zusammenfassenden Schlussbeitrag versuchen sich die Herausgeber sodann in einer die Varianz umfassenden Definition: „Politischer Personenkult zeichnet sich primär durch die unkritische und quasireligiöse Glorifizierung politischer Führerfiguren aus“ und „steht dabei eng mit medialer Manipulation und Propaganda in Verbindung“. Die „Droge der Macht“ (318) sei ursächlich für die immerwährende Wiederkehr dieses Phänomens.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.242.22.312.622.682.632.652.67 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Thomas Kunze / Thomas Vogel (Hrsg.): Oh Du, geliebter Führer. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36678-oh-du-geliebter-fuehrer_44923, veröffentlicht am 30.01.2014. Buch-Nr.: 44923 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken