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Lisa Mittendrein

Solidarität ist alles, was uns bleibt. Solidarische Ökonomie in der griechischen Krise

Neu-Ulm: AG SPAK 2013 (Materialien der AG SPAK – M 275); 206 S.; 16,- €; ISBN 978-3-940865-55-7
Während die ökonomische Krise in der EU immer weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht, erscheinen nun die ersten wissenschaftlichen Publikationen zum Thema. Lisa Mittendrein konzentriert sich auf die Krise in Griechenland und analysiert in deren Kontext die Entstehung von Projekten, die sich der Solidarischen Ökonomie zuordnen lassen. Aus einer dezidiert „politisch verstehenden“ und „sympathisierenden“ (13) Perspektive geht sie zuerst auf deren Geschichte und Theorie ein. Indem die Autorin dabei verschiedene Formen und Verständnisse des Begriffs der Solidarischen Ökonomie darlegt, zeigt sie zwar die Vielfalt auf, liefert aber keine klare Begriffsbestimmung. Nach der Rekapitulation der Krise(nproteste) in Griechenland widmet sich Mittendrein ihrer Methodik, da sie die Grounded Theory nutzt, um Kernkategorien aus ihren im Jahr 2012 geführten Interviews mit Aktivist_innen in Griechenland herauszuarbeiten. Sie wählte dafür verschiedene Projekte aus, um einen möglichst breiten Blick auf Formen der Solidarischen Ökonomie in Griechenland zu werfen. Auch wenn die Beschreibung der insgesamt sieben Fallbeispiele interessante Einblicke gibt, hätte eine Konzentration auf weniger Projekte geholfen, tiefer auf deren Funktions‑ und Arbeitsweise eingehen zu können – gerade auch weil die Autorin zu dem Schluss kommt: „Solidarische Ökonomie ist in Krisenzeiten auch Selbsthilfe, sie ist aber auch noch viel mehr als das“ (134). So zeigt sie in ihrer Analyse, dass die Interviewpartner_innen die Krise zwar als wichtig für die Projektweiterentwicklung ansehen, aber nicht als eigentliche Triebfeder. Damit unterscheiden sich der öffentliche Diskurs über und die Wahrnehmung der an den Projekten Beteiligten teilweise deutlich. Durch diese subjektorientierte Vorgehensweise mithilfe der Grounded Theory gelingt es, die Betroffenen und Handelnden zu Wort kommen zu lassen und Aspekte der Selbstermächtigung und der Bildung von eigenen (Solidar‑)Gemeinschaften offenzulegen. Damit liefert Mittendrein einen interessanten Einblick in Formen der Solidarischen Ökonomie in Griechenland in Zeiten der Krise.
Stefan Wallaschek (WAL)
Doktorand, Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS).
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Stefan Wallaschek, Rezension zu: Lisa Mittendrein: Solidarität ist alles, was uns bleibt. Neu-Ulm: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36834-solidaritaet-ist-alles-was-uns-bleibt_45238, veröffentlicht am 06.03.2014. Buch-Nr.: 45238 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken