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Benjamin Höhne

Rekrutierung von Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Organisation, Akteure und Entscheidungen in Parteien

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2013 (Parteien in Theorie und Empirie 4); 449 S. ; 49,90 €; ISBN 978-3-8474-0059-2
Politikwiss. Diss. Trier; Begutachtung: U. Jun, S. S. Schüttemeyer. – Trotz des seit Längerem anhaltenden Reputationsverlustes, dem Parteien ausgesetzt sind, kommt ihnen in der Rekrutierung der politischen Elite nach wie vor normativ wie faktisch eine Schlüsselstellung zu. Praktiken der Aufstellung von Kandidaten für politische Ämter sollten idealerweise sowohl Anforderungen der Steuerungsfähigkeit des politischen Systems (vermittelt über die Fachkompetenz der Kandidaten) als auch solche der Partizipation (durch generelle Zugangsoffenheit für Parlamentsmandate) erfüllen. In einer empirisch breit angelegten Studie untersucht der Autor dieses Spannungsverhältnis von systemischen, binnenorganisatorischen und demokratietheoretischen Anforderungen am Beispiel der Kandidatenaufstellungen zum Europäischen Parlament in Deutschland. Dieser bisher kaum untersuchte Zusammenhang hat aus mehreren Gründen hohe aktuelle Relevanz: „Angesichts der anhaltenden Kritik an vermeintlichen oder tatsächlichen Demokratiedefiziten der als Elitenprojekt geltenden EU ist die demokratische Organisation des von nationalen Parteien dominierten Zustandekommens des Europäischen Parlaments ein demokratietheoretisch wichtiges Analyseobjekt." (26) In differenzierter Auseinandersetzung mit der international vergleichenden Rekrutierungsforschung entwickelt der Autor ein Rekrutierungsmodell als analytischen Rahmen, das in Anlehnung an ökonomische Politiktheorien Akteure, zu besetzende Positionen und Interaktionen marktanalog konzeptualisiert. Die empirische Diskussion erfolgt zunächst im Längsschnitt: Sekundäranalytisch werden alle bis 2009 abgehaltenen EP‑Kandidatenaufstellungen anhand verfügbarer Statistikdaten untersucht. Den Hauptteil bildet eine Fallstudie zur EP‑Wahl 2009, die – auf Basis von schriftlichen Befragungen (N = 3.836) und ergänzenden qualitativen Interviews von Bewerbern und Entscheidern – primäranalytisch sowohl Einstellungen und Motive der Beteiligten als auch die Entscheidungsprozesse untersucht. Ein eigener Reformvorschlag für die EP‑Kandidatenaufstellungen in Deutschland rundet die sorgfältige Arbeit ab.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.42.3312.3323.3 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Benjamin Höhne : Rekrutierung von Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Opladen u. a.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36837-rekrutierung-von-abgeordneten-des-europaeischen-parlaments_43996, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 43996 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken