Ein Blick auf den heutigen Stand der deutsch‑niederländischen Beziehungen lässt die Tatsache, dass Anfang der 1990er‑Jahre von einer Krise des Verhältnisses zwischen den beiden Nachbarstaaten gesprochen wurde, als schwer nachvollziehbar erscheinen. Als vielfach in den Medien angeführter Beleg für diesen aus heutiger Sicht überraschenden Befund galt eine Studie des niederländischen Instituts für Internationale Beziehungen Clingendael im Jahre 1993, die ein negatives Bild Deutschlands und seiner Bewohner unter jungen Holländern zeichnete. Zwei Jahrzehnte später fragt Jacco Pekelder, Historiker an der Universität Utrecht und Gastprofessor an der Universität des Saarlandes, nach dem Stand der Beziehungen. Während in der jüngeren Vergangenheit eine Vielzahl von Spezialstudien zu den deutsch‑niederländischen Beziehungen erschienen sind, knüpft Pekelder an die von Friso Wielenga in seinem Buch „Vom Feind zum Partner“ (siehe Buch‑Nr. 14258) vorgenommene Periodisierung der Geschichte des deutsch‑niederländischen Verhältnisses von 1945 bis 1995 an. Dabei fragt der Autor sowohl nach den Ursachen der Irritationen in den deutsch‑niederländischen Beziehungen zu Beginn der 1990er‑Jahre als auch nach den Gründen für den positiven Wandel. Er untersucht die Besuche deutscher Würdenträger in den Niederlanden, politische und journalistische Netzwerke sowie Bildungskooperationen. Der Prozess der „wechselseitige[n] Bildformung“ (13) steht im Zentrum seiner Analyse. Das Buch basiert auf zahlreichen Interviews des Autors mit Vertretern deutscher und niederländischer Institutionen und enthält zu illustrativen Zwecken neben Abbildungen und Karikaturen auch eine Vielzahl an Tabellen. Abschließend kommt Pekelder zu dem Ergebnis, dass der Kontrast zwischen den frühen 1990er‑Jahren und der heutigen Situation kaum größer sein könnte: Die Niederländer grenzten sich heute nicht nur nicht mehr bewusst von Deutschland und den Deutschen ab, sondern betonten „gerade die Gemeinsamkeiten mit den Deutschen“ (131).