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Daniel Pontzen

Politiker in der Medialisierungsspirale? Eine Abgeordneten-Befragung auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene

Marburg: Tectum Verlag 2013; 408 S.; pb., 29,95 €; ISBN 978-3-8288-3150-6
Diss. Freiburg i. Br.; Begutachtung: U. Wagschal, G. Riescher. – Die Medialisierung und ihre Folgen für die Politik wurden in den vergangenen Jahren stark erforscht. Die Auswirkungen eben jenes, oftmals als Prozess aufgefassten, Phänomens auf Abgeordnete als zentrale Akteure des politischen Systems ist noch immer eine Forschungslücke (Ausnahme: Knaut 2011, siehe Buch‑Nr. 40088), die Daniel Pontzen mit dieser Arbeit teilweise zu schließen vermag. Die überaus detaillierte theoretische Grundlegung und auch methodische Vorbereitung zweier Befragungen (2005 und 2011) von Parlamentarier_innen der Landes‑, Bundes‑ sowie EU‑Ebene konzentriert sich auf die „politische Arbeiterklasse“ (170). Aufbauend auf seiner Diplomarbeit (daher sind einige Kapitel deckungsgleich mit Pontzen 2006, siehe Buch‑Nr. 30526) hat der Autor in der zweiten Erhebung die neuerlich als wichtiger wahrgenommene Online‑Kommunikation einbezogen. Das Ziel seiner Arbeit ist die Beschreibung von Medialisierung und deren Prozesscharakter auf der Mikroebene sowie die Erfassung möglicher Veränderungen durch die Online‑Kommunikation. Zur damit intendierten Verknüpfung von Medialisierung und Digitalisierung dient die Mehrebenenanalyse, operationalisiert als „Medialisierungsspirale“ (238). Als theoretische Hintergrund‑ und Vergleichsfolie dient – neben Überlegungen zur partizipatorischen Demokratie – die vom Rational‑Choice‑Ansatz inspirierte Neue Politische Ökonomie. Auf der Basis der gängigen Diskussionen über Medialisierung und Digitalisierung erarbeitet Pontzen ein Analyseraster mit Medialisierungsindikatoren. Wesentliche Ergebnisse der Arbeit bestätigen bisherige Resultate der einschlägigen Forschung. Dazu zählt etwa, dass eine Ausdehnung der Medialisierung nicht zu erwarten scheint und auch bislang eher eine „gedeckelte Medialisierungsspirale“ (344) zu beobachten ist. Pontzen ist skeptisch gegenüber allzu optimistischen oder euphorischen Annahmen zu Medialisierung und Digitalisierung wie zu deren Wirkmächtigkeit. Dies führt er insbesondere auf den von politischen Akteur_innen befürchteten Autonomieverlust bezüglich der Kontrolle ihrer Selbstmedialisierung zurück. Daher werde das Internet eher als Werkzeug zum Direktmarketing verwendet. Insgesamt weist die Arbeit eine unglaubliche Fülle bearbeiteter Literatur auf. Dadurch fehlt oftmals eine eigenständige Definition theoretischer Begriffe und manches Mal fühlt man sich in den Details der Analyse verloren. Interessant ist die Arbeit dennoch in der Einordnung der Ergebnisse.
Isabelle Borucki (ISA)
Dr., Politikwissenschaftlerin (Soziologin, Philosophin), wiss. Mitarbeiterin SFB 600 Fremdheit und Armut, Institut für Politikwissenschaft, Universität Trier.
Rubrizierung: 2.333 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Isabelle Borucki, Rezension zu: Daniel Pontzen: Politiker in der Medialisierungsspirale? Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36861-politiker-in-der-medialisierungsspirale_45187, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45187 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken