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Marius Christen

Die Idee der Nachhaltigkeit. Eine werttheoretische Fundierung

Marburg: Metropolis-Verlag 2013 (Beiträge zur Theorie und Praxis starker Nachhaltigkeit 5); 295 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-7316-1034-2
Diss. Basel; Begutachtung: P. Burger, L. H. Meyer. – Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in aller Munde, allerdings wird er oft missbräuchlich verwendet, wie Marius Christen feststellt. Philosophisch sei der Begriff bisher kaum durchdrungen oder fundiert. Deshalb untersucht er die „normativen und evaluativen Grundlagen von Nachhaltigkeit“ (17) – also die theoretischen Voraussetzungen, unter denen die Ziele nachhaltiger Entwicklung gerechtfertigt werden können. Christen widmet sich speziell den Nachhaltigkeitsgütern, also denen, die für die nachfolgenden Generationen erhalten werden müssen. Dazu analysiert er verschiedene philosophische Werttheorien daraufhin, ob sie geeignet sind, Aussagen über Nachhaltigkeitsgüter zu begründen. Da ihn die existierenden nicht zufriedenstellen, entwickelt er eine eigene nachhaltigkeitstaugliche Werttheorie. Dazu bedient er sich der Fitting‑Attitudes‑Analyse und verbindet diese mit dem Capability Approach von Amartya Sen. Die Argumentationslinien, die über fast 300 Seiten entwickelt werden, sind für Nicht‑Philosophen aber ohne weiteres Studium von Sekundärliteratur nur schwer nachzuvollziehen. Der Autor betont am Ende seiner Arbeit auch noch einmal, dass diese theoretisch und formal „motiviert ist“ und nicht dazu dienen soll, die „Nachhaltigkeitsidee operationalisierbar zu machen“ oder „zu ihrer Implementierung beizutragen“ (277). Er beginnt seinen Text mit einer eigentlich einfachen Frage: „Was ist zu erhalten?“ (15) Am Ende seines Buches antwortet er, dass die Dinge wertgeschätzt werden sollten, die „zu den unverzichtbaren Komponenten guten menschlichen Lebens“ (276) zählen. Er resümiert aber weiter, dass diese Grundfragen der Nachhaltigkeit letztlich immer zu der nicht zu beantwortenden Frage führen: „Was ist der Mensch?“ (280) Die breite politische oder politikwissenschaftliche Nachhaltigkeitsdebatte ist lebensweltlicheren und praktischeren Fragen gewidmet. Trotzdem ist es wichtig, dass ein gegenwärtig so zentraler und mächtiger Begriff wie der der Nachhaltigkeit auch theoretisch und grundsätzlich analysiert wird.
Wolfgang Denzler (WDE)
Diplom-Journalist, Student, Institut für Politikwissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.41 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Marius Christen: Die Idee der Nachhaltigkeit. Marburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36863-die-idee-der-nachhaltigkeit_45203, veröffentlicht am 13.03.2014. Buch-Nr.: 45203 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken