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Christina Ruta

Begriffskonflikte in der internationalen Politik. Zur Logik der Kontroverse zwischen den USA und der Islamischen Republik Iran

Göttingen: V&R unipress 2012; 423 S.; geb., 59,99 €; ISBN 978-3-89971-896-6
Christina Ruta geht davon aus, dass ein rationaler Streit zwischen dem Iran und den USA nicht gelingen kann, solange sich beide Seiten auf ihre ideologischen Positionen stützen. Den Hauptteil ihrer Arbeit widmet sie dabei der Zeit, in der George W. Bush US‑Präsident war. Die US‑Regierung sei der Meinung gewesen, dass sie es mit Extremisten zu tun habe, die unter dem „Term Anhänger radikal‑islamischer bzw. (libanesischen) Hizbullah und der (palästinensischen) Hamas“ (28) zusammengefasst werden könnten. Erst unter US‑Präsident Barack Obama sei die Iran‑Politik rationaler geworden. Unterdessen sei die iranische Außenpolitik von der islamischen Ideologie, auf die sich die Machthaber stützten, unverändert geprägt. Zudem gehe der Iran davon aus, dass die Vereinigten Staaten „aufrüsteten und Terror verbreiteten“ (33), immerhin seien sie eine wichtige Atommacht. Die Autorin bezieht sich in ihrer Analyse auf die kommunikationstheoretischen Ansätze von Paul Watzlawick, um die ihrer Ansicht nach bestehenden Paradoxien der amerikanisch‑iranischen Kontroverse herauszuarbeiten. Derjenige, der eine paradoxe Forderung formuliere, habe ein „bestimmtes Ziel“ (126) vor Augen, so die Annahme, aber beide Seiten sprächen unterschiedliche Sprachen. Dies führe dazu, dass als Mittel eine Forderung oder Ankündigung formuliert werde. Man schaffe sich dadurch paradoxe Handlungsankündigungen und damit erst ein echtes Problem. Daher riefen paradoxe Ankündigungen „Fehllösungen“ (127) herbei. Ruta ist der Meinung, dass ein nicht‑ideologischer Dialog die Diplomatie ändern könnte. Sie schreibt, dass die islamische Welt nicht auf die Forderungen der USA unter Bush habe reagieren können. Zu ihren Lösungsansätzen gehört der Vorschlag, dass beide Seiten „den Gegner mit seiner Rede‑ und Sichtweise zunächst einmal ernst nehmen, ihm ein Minimum an Glaubwürdigkeit zugestehen“ (376) müssten. Die US‑Regierung unter Obama konzentriere sich aber auf „das Wie, die Logik des Konflikts, anstatt nach den Ursachen zu fragen und das Problem an der Wurzel lösen zu wollen“ (392). Zwar werde auch weiterhin mit Sanktionen gedroht, „aber nicht mehr damit, die iranische Regierung zu stürzen, was aus iranischer Sicht ein weiterer Anreiz zur Fortführung des Atomprogramms sein dürfte“ (393). Man könnte der Autorin angesichts dieser Analyse und ihrer Schlussfolgerungen durchaus Naivität vorwerfen, feststeht aber, dass sie das Augenmerk zu wenig auf die iranische Demokratiebewegung und Menschenrechtsforderungen der dortigen Zivilgesellschaft richtet.
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Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 4.1 | 2.2 | 2.63 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Christina Ruta: Begriffskonflikte in der internationalen Politik. Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36920-begriffskonflikte-in-der-internationalen-politik_41967, veröffentlicht am 03.04.2014. Buch-Nr.: 41967 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken