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Hans-Martin Zademach / Sebastian Hillebrand (Hrsg.)

Alternative Economies and Spaces. New Perspectives for a Sustainable Economy

Bielefeld: transcript Verlag 2013 (GlobalStudies); 156 S.; 21,99 €; ISBN 978-3-8376-2498-4
Nicht erst seit der gegenwärtigen Wirtschafts‑ und Finanzkrise dürfte deutlich geworden sein, dass ein auf linearem ökonomischem Wachstum beruhender, über Privateigentum organisierter Kapitalismus an gewisse Grenzen zu stoßen droht. Die Beiträge in diesem Band, in denen nach praktikablen alternativen Modellen ökonomischen und sozialen Austausches gefragt wird, sind vor diesem Hintergrund eine spannende Sammlung von Ideen und konkreten Beispielen für eine tatsächlich mögliche Nachhaltigkeit. So stellen etwa Peter North und Katinka Weber in ihrem Beitrag anhand des Regiogeldes zunächst allgemein die Vorteile lokaler oder regionaler Währungen dar. Jenseits des von ihnen kritisierten Modells neoliberaler Rationalität – weniger Staat, mehr Deregulierung und Privatisierung – ermöglichen diese nicht nur eine Steigerung und Festigung regionaler Identitäten. Als dezentrale Geldsysteme sind sie in der Gesamtsicht krisensicherer und garantieren damit subsidiär die Verteilung von Grundversorgungsmitteln. Am Beispiel des ‚Chiemgauers’ – gebräuchlich in einem Umfeld von circa 100 Kilometern um den Chiemsee im Südosten Bayerns – zeigen sie jedoch einschränkend auch, dass gerade die schon bestehende wirtschaftliche Stärke und identitäre Geschlossenheit der Region entscheidende Faktoren für den Erfolg des Regiogeldes darstellen. Benjamin Huybrechts indes geht der Frage nach, inwieweit Institutionen und Akteure des Meso‑Bereiches – also unterhalb von Staaten und oberhalb der Individuen – auf die Gestaltung von Nachhaltigkeit Einfluss nehmen. Anhand von „social enterprises“ (115), die gerade an der Schwelle zwischen Markt und Zivilgesellschaft angesiedelt sind, kann er für den Sektor erneuerbarer Ressourcen zweierlei zeigen: Social Enterprises (etwa Fair Trade) nehmen eine Pionierfunktion in der Entwicklung und Bereitstellung neuer, innovativer Güter ein und dienen wegen dieses Laborcharakters als soziale und politische Wegbereiter für alternative ökonomische Modelle. Insgesamt machen die Beiträge auch noch zwei strukturelle Merkmale der Debatte über real mögliche Nachhaltigkeit deutlich: Annäherungen bedürfen in diesem Feld immer einer pluridisziplinären Perspektive – von der Geografie über die Politik bis zu den Ingenieurwissenschaften – und benötigen eine grundlegende Debatte darüber, was das gute Leben im 21. Jahrhundert, noch dazu in einem globalen Maßstab, eigentlich sein soll.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.26 | 2.61 | 4.43 | 2.34 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Hans-Martin Zademach / Sebastian Hillebrand (Hrsg.): Alternative Economies and Spaces. Bielefeld: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37001-alternative-economies-and-spaces_44964, veröffentlicht am 24.04.2014. Buch-Nr.: 44964 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken