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Uwe Andersen (Hrsg.)

Die Wahl des Deutschen Bundestages. Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen bis zur Bundestagswahl 2013. Eine Einführung

Schwalbach/Ts.: Wochenschau Verlag 2013 (uni studien politik 54); 143 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-89974883-3
In fünf Beiträgen werden „in einem zeitlichen Längsschnitt Traditionslinien und Veränderungen von Bundestagswahlen“ (9) ausgeleuchtet. Uwe Andersen richtet seinen Blick auf das Wahlrecht zum Deutschen Bundestag. Dieses sei durch ein hohes Maß an Kontinuität charakterisiert und habe auch im Ausland viel Anerkennung erfahren. Er kritisiert, dass die Grundelemente des Wahlsystems bisher nicht im Grundgesetz verankert worden seien und damit weiter zur Disposition einer einfachen Mehrheit in Bundestag und Bundesrat stehen. Das Bundesverfassungsgericht nehme mit seinen Urteilen – zuletzt zu den Überhangmandaten – eine zu „expansive politische Rolle“ (39) wahr und mache dem Gesetzgeber zu detaillierte Vorgaben, die sich schwerlich aus dem Grundgesetz ableiten ließen. Er empfiehlt dem Gericht „mehr politische Zurückhaltung“ (40). Frank Decker zeichnet die Veränderungen des bundesrepublikanischen Parteiensystems nach: vom Vielparteiensystem im Bundestag 1949 über das „stabile Zweieinhalbparteiensystem, das knapp zwei Jahrzehnte währte, ehe ausgangs der siebziger Jahre ein neues ‚postmaterialistisches‘ Paradigma die Etablierung der Grünen als vierter Partei nach sich zog“ (43). Seit der Wiedervereinigung existiere ein Fünfparteiensystem. „Konstanten und Variablen des Wählerverhaltens“ (59) untersucht Eckhard Jesse. Er fragt dabei nach sozialstrukturellen Faktoren wie Geschlecht, Alter etc. und blickt auf die unterschiedlichen Wählertypen, wie Wechsel‑ oder Stammwähler; die Zahl Letzterer sei rückläufig. Zudem vergleicht Jesse das Wahlverhalten auf der Bundesebene mit dem auf den anderen politischen Ebenen. Bei Kommunalwahlen zeigten sich im Vergleich zum Bund ganz unterschiedliche Ergebnisse, die der Autor auf kommunale Faktoren zurückführt. Die Art, wie mit politischen Problemen, die den unmittelbaren Lebensbereich der Bürger betreffen, umgegangen werde, sei ausschlaggebend für die Stimmabgabe. Daher bestimmten „die Existenz lokaler Parteiimages und die Dominanz eines kandidatenorientierten Politikverständnisses hier eher die Wahlentscheidung, […] allgemeine ideologische Komponenten treten in den Hintergrund“ (81). Ein weiteres Thema des Bandes ist die Frage, wie sich Wahlkämpfe im Internetzeitalter gestalten lassen und schließlich beschreibt Rainer‑Olaf Schultze Trends der Wahlforschung sowie den Einfluss der Demoskopie auf die Wählerentscheidung.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.332 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Uwe Andersen (Hrsg.): Die Wahl des Deutschen Bundestages. Schwalbach/Ts.: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37159-die-wahl-des-deutschen-bundestages_45385, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 45385 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken