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Tetsu Sakurai / Makoto Usami (Hrsg.)

Human Rights and Global Justice. The 10th Kobe Lectures, July 2011

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie Beiheft 139); 167 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8487-1014-0
Seine Thesen über die Menschenrechte im 21. Jahrhundert stellte der an der Universität Oxford lehrende Politiktheoretiker David Miller – basierend auf seinem Buch „National Responsibility and Global Justice“ – im Juli 2011 bei den Kobe Lectures vor. Sein Vortrag an der Doshida University in Kyoto bildet auch den Auftakt des Bandes, in dem diese Vorlesungsreihe dokumentiert wird. Unter Rückgriff auf seine Interpretationen der Werke David Humes führt Miller aus, dass auch im 21. Jahrhundert der Nationalstaat der beste und geeignetste Rahmen sei, um fundamentale Menschenrechte – etwa auf der Grundlage von Demokratie oder Wohlfahrtsstaatlichkeit – durchzusetzen und langfristig zu garantieren. Entgegen dem Trend zu einer Internationalisierung der Menschenrechte entsteht damit eine – von der Umsetzung her – gegenläufige Interpretation, die deren Subsidiarisierung stärken will. Auf diese Ambivalenz von Nationalstaat und Globalisierung reagieren – in jeweils unterschiedlicher Akzentuierung – die übrigen Autoren des Bandes. Ko Hasegawa etwa fragt in seinem Diskussionsbeitrag, ob die starke Akzentuierung der nationalen Verantwortung von Staaten, wie Miller sie vornimmt, nicht die Tatsache negiere, dass diese de facto multiple Verantwortungen hätten, die eben nicht an den jeweiligen Landesgrenzen halt machten. Je mehr Staaten sich auf sich selbst fokussierten, desto eher entstünden Freiräume jenseits einer wie auch immer gearteten Durchsetzung von Grund‑ und Menschenrechten. Fumihiko Ishiyama geht in eine ähnliche Richtung: Bedeute die Idee der nationalen Verantwortung etwa auch, dass arme Staaten für ihre Armut selbst verantwortlich seien? Ein Blick auf die globale Vernetzung von Ressourcen‑ und Handelsströmen legt da in der Tat eine andere Interpretation nahe. Und so entsteht in der Gesamtschau alles andere als ein typischer Sammelband – nämlich eine pointierte und spannend zu lesende Debatte über eine von Miller kontrovers formulierte, aber dennoch sehr relevante Frage der Gegenwart: Wie lassen sich fundamentale Menschenrechte heute durchsetzen?
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.424.434.1 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Tetsu Sakurai / Makoto Usami (Hrsg.): Human Rights and Global Justice. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37176-human-rights-and-global-justice_45458, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 45458 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken