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David Stuckler / Sanjay Basu

Sparprogramme töten. Die Ökonomisierung der Gesundheit. Aus dem Englischen von Richard Barth

Berlin: Verlag Klaus Wagenbach 2014; 220 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8031-3649-7
„In guten Zeiten ist es ein Gebot der Klugheit, in die Gesundheit dieser Menschen [einer Gesellschaft] zu investieren. In schlechten Zeiten ist es eine Notwendigkeit“ (167), fassen die beiden Epidemiologen David Stuckler und Sanjay Basu ihre grundsätzliche These zusammen. Sparprogramme und Kürzungen der Staatsausgaben seit Beginn der Finanzkrise 2007 zeigten jedoch, dass diese Einsicht bei vielen Entscheidungsträgern fehle. Die dahinterstehende ökonomische Ideologie richte großen gesellschaftlichen Schaden an und treffe insbesondere die Schwächsten. Die Autoren belegen diese Entwicklung beeindruckend akribisch in ihrer fundierten wissenschaftlichen Analyse. Dazu vergleichen sie zunächst die Gesundheitsdaten aus dem Zeitraum der aktuellen Finanzkrise mit denen der Weltwirtschaftskrise 1929 und kommen zu dem Schluss, dass selbst eine solche ökonomische Katastrophe keine negativen Folgen für die Gesundheit der Bürger haben muss, wenn Maßnahmen, wie der berühmte „New Deal“, getätigt werden. Als Negativbeispiel dienen die Veränderungen im postkommunistischen Russland, für die die Autoren die Schocktherapie des Internationalen Währungsfonds (mit‑) verantwortlich machen. Vor diesem Hintergrund gehen die beiden Mediziner anschließend noch einmal vertieft auf die aktuelle Finanzkrise und deren Folgen ein. Am Beispiel Islands, wo das soziale Sicherungsnetz nahezu komplett erhalten wurde, und Griechenlands, wo das Krisenmanagement zu einem „Gesundheitsdesaster“ (128) geführt hat, wird aufgezeigt, welche immensen Auswirkungen staatliche Wirtschaftspolitik auf die Gesundheit der Menschen hat. Zwar halten die Autoren fest, dass wirtschaftspolitische Maßnahmen nicht die „Viren an sich“ (161) sind, die die Krankheiten verursachen, jedoch sind sie die Ursache hinter den Ursachen. Somit lässt sich festhalten, dass die aktuelle Austeritätspolitik nicht nur wirtschaftspolitisch widersinnig ist, sondern auch ernsthafte und langfristige Folgen für die Gesundheit der Bürger hat. Diesen Zusammenhang haben Stuckler und Basu eindrucksvoll nachweisen können.
Christian Heuser (CHE)
Student der Politikwissenschaft und Soziologie, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.2 | 2.263 | 4.43 | 2.61 | 2.64 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Christian Heuser, Rezension zu: David Stuckler / Sanjay Basu: Sparprogramme töten. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37236-sparprogramme-toeten_45672, veröffentlicht am 26.06.2014. Buch-Nr.: 45672 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken