die linke: partei neuen typs? milieus – strömungen – parteireform. eine Flugschrift
Die Partei DIE LINKE macht sich fit für eine zukünftige Regierungsbeteiligung, was eine ganze Welle von polittheoretischen Analysen über die möglichen Rahmenbedingungen einer Koalition nach sich zieht. Benjamin‑Immanuel Hoff stellt in seinem Beitrag zu diesem Prozess zwei Fragen: Welche strategischen Perspektiven lassen sich für linke Parteipolitik plausibel begründen? Und welche Wählermilieus lassen sich mit den jeweiligen Strategien dann tatsächlich ansprechen? Hoff hat dabei die momentane „Gramsci‑Renaissance“ (34) in linken Diskursen kritisch im Blick. Er plädiert dafür, die leninistischen Ausprägungen der Hegemonietheorie weder zu übertreiben noch gänzlich unter den Teppich zu kehren. So sei der Hegemonieansatz zwar attraktiv, habe aber „keine Antwort auf die strukturellen Schwierigkeiten der Mitgliederpartei DIE LINKE“ (39). Der oftmals behauptete stabilisierende Effekt gemäß des Gramscianismus, der mit einer Balance aus Widerstand und Transformation „durch die Hintertür“ sogenannte „Haltelinien“ (41) in den Koalitionsprozess einführen würde, sei eine wenig realistische Erwartung. Die Milieu‑ und Klassenlagen der Gesellschaft seien inzwischen so komplex geworden, dass sich selbst zwischen den „drei Mitte‑Links‑Parteien“ (41) DIE LINKE, SPD und den Grünen kein gemeinsames Projekt mehr formulieren lasse. Auch das bereits im Vorwort von Katja Kipping gepriesene „mehrdimensionale Schema“, das das „eindimensionale Rechts‑Links‑Schema“ (8) ablösen soll, wirkt angesichts des Gegenstands (also die institutionelle Gestaltung der Linkspartei und eben nicht der Mitte‑Linkspartei und auch nicht einer Mehrdimensionalen‑Partei) letztlich unbeholfen. Die Auflösungserscheinungen der politischen Milieus kann Hoff mit seiner erweiterten Analyse unter Zuhilfenahme vielfältigen soziologischen Materials dann auch nur konstatieren, nicht aber erklären.