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Pun Ngai / Lu Huilin / Guo Yuhua / Shen Yuan (Hrsg.)

iSlaves. Ausbeutung und Widerstand in Chinas Foxconn-Fabriken. Hrsg. und aus dem Chinesischen übersetzt von Ralf Ruckus

Wien: Mandelbaum Verlag 2013 (kritik & utopie); 264 S. ; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-85476-620-9
Der chinesisch‑taiwanische Konzern Foxconn beschäftigt allein in der Volksrepublik China mehr als eine Million Menschen, die titelgebenden iSlaves – als weltweit größter Auftragsfertiger für Elektronik produziert das Unternehmen für Apple und andere Marken unter unwürdigen Bedingungen. 2010 kam es in den chinesischen Fabriken zu einer Serie von Selbstmorden, woraufhin chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Arbeitsbedingungen untersuchten. Das Buch besteht aus Erzählungen von Arbeiterinnen und Arbeitern und analytischen Kapiteln, die einen Einblick in das System Foxconn bieten. Außerdem werden in zwei Ergänzungstexten die Situation und Arbeiterkämpfe bei Foxconn und Chung Hong, einem anderen chinesisch‑taiwanischen Auftragsfertiger, in Osteuropa dargestellt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter berichten von einem Arbeitsalltag, der geprägt ist von einer „Militarisierung des Produktionsablaufes“ (46) und der Vertuschung zahlreicher Arbeitsunfälle. Mittels Bummelstreiks, Randalen in Wohnheimen und angedrohten Massenselbstmorden haben die meist schlecht ausgebildeten und jungen Menschen versucht, sich gegen dieses System zu wehren. Der Konzern steuert solchen Entwicklungen mit Maßnahmen entgegen, die wohl nicht zu Unrecht als „Umerziehung durch Foxconn“ (39) beschrieben werden. Neben öffentlicher Selbstkritik gehört zur Bestrafung unter anderem das Aufsagen von Zitaten des Firmengründers Terry Gou und wer kündigen will, muss sich auf einer Warteliste eintragen. Im Vorwort schreibt der deutsche Herausgeber und Übersetzer: „Erschreckend ist nicht das Extreme und Gemeine, sondern das Alltägliche und scheinbar Normale der Ausbeutung, Erniedrigung und Unterdrückung“ (12). Nach der Lektüre muss man ihm in diesem Punkt widersprechen. Denn nicht nur das Alltägliche der Ausbeutung ist erschreckend, sondern das Extreme und Gemeine lässt den Leser ebenso benommen zurück.
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.682.2622.224.43 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Pun Ngai / Lu Huilin / Guo Yuhua / Shen Yuan (Hrsg.): iSlaves. Wien: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37320-islaves_43774, veröffentlicht am 24.07.2014. Buch-Nr.: 43774 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken