Skip to main content
Amana Fontanella-Khan

Pink Sari Revolution. Die Geschichte von Sampat Pal, der Gulabi Gang und ihrem Kampf für die Frauen Indiens. Aus dem Englischen von Barbara Schaden

Berlin: Hanser 2014; 271 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-446-24503-7
2006 machte Sampat Pal von sich reden, weil sie gemeinsam mit fünf weiteren Frauen im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, einem der ärmsten und besonders patriarchal geprägten Gebiete Indiens, einen Mann mit Stöcken verprügelte. Diesem Ereignis ist die Misshandlung einer Frau durch ihren Ehemann vorausgegangen, die Sampat Pal beobachtete. Sie versuchte daraufhin einzuschreiten und wurde selbst von dem Mann geschlagen. Die Presse berichtete intensiv über diesen aufsehenerregenden Vorfall und taufte die Gruppe aufgrund ihrer pinkfarbenen Saris Gulabi Gang („gulabi“ bedeutet pink). Seither haben sich mehrere zehntausend Frauen der Gulabi Gang angeschlossen und setzen sich gegen Ungerechtigkeit, Amtsmissbrauch und Misshandlungen von Frauen ein. Die Journalistin Amana Fontanella‑Khan erzählt die Geschichte von Sampat Pal und der Gulabi Gang mithilfe vieler belletristisch inspirierter Anekdoten, Darstellungen der sozialen Situation in Uttar Pradesh und einer während der gesamten Lektüre zu spürenden Sympathie für Sampat Pals Mut und Einsatz. Die Autorin hat zwei Jahre lang in Indien und davon einige Zeit bei Sampat Pals Familie gelebt, einen Eindruck von der Situation und der Lebensweise in der Region Bundelkhand gewonnen sowie zahllose Interviews mit Sampat Pal selbst, aber auch Mitgliedern und Weggefährt_innen der Gulabi Gang geführt. Relativ am Anfang des Buches schildert die Autorin die Kindheit und das bereits früh von ihrer Familie erkannte „Atypische“ des Mädchens: furchtlos, schnell begreifend, gerechtigkeitsliebend und ohne sich an die gesellschaftlichen Restriktionen zu halten, wächst sie im Dorf Kairi auf, lernt bei ihrem Onkel nähen und wird so finanziell unabhängig. Auch im weiteren Verlauf der Darstellung blendet Fontanella‑Khan immer wieder auf einzelne Begebenheiten aus Sampat Pals Kindheit und Jugend zurück, porträtiert aber überwiegend den gefährlichen, unerschrockenen Kampf Sampat Pals und insbesondere ihr Engagement für die vergewaltigte und inhaftierte Sheelu Nishad. Neben Erfolgen zeigt die Autorin aber auch, dass Sampat Pal auf ihrem Weg lernen musste, Medien und politische Parteien nicht immer als unwichtig oder gar als Gegner, sondern als unabdingbare Partner im Kampf gegen patriarchale und Ungerechtigkeit reproduzierende Strukturen anzusehen – das Buch endet entsprechend auch mit der selbstbewussten Ankündigung Sampat Pals, sich (erneut) für die Kongresspartei zur Wahl zu stellen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.682.232.27 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Amana Fontanella-Khan: Pink Sari Revolution. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37483-pink-sari-revolution_45527, veröffentlicht am 04.09.2014. Buch-Nr.: 45527 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken