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Thomas Olk / Thomas Gensicke

Bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland. Stand und Perspektiven

Wiesbaden: Springer VS 2014 (Bürgergesellschaft und Demokratie 43); 266 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-658-03787-1
Das Buch ist das Ergebnis einer vom Bundesministerium des Inneren in Auftrag gegebenen Studie. Mit ihr wird das Ziel verfolgt, die spezifischen Entwicklungen im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements in den neuen Bundesländern vertiefend und systematisch zu analysieren sowie die spezifischen Rahmenbedingungen und Erfahrungen derjenigen Akteur_innen zu erfassen, die auf örtlicher beziehungsweise regionaler Ebene mit der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements betraut sind. Für den ersten Teil der Analyse wird auf Daten des Freiwilligensurveys zurückgegriffen und auf dieser Basis werden die neueren Entwicklungen (seit 2004) des bürgerschaftlichen Engagements vorgestellt. Hier wird eine konstante Beteiligung konstatiert, allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung Umschichtungen: So hat das Engagement bei jungen Leuten (14 bis 30 Jahre) deutlich zugenommen und befindet sich nun auf einem mit Westdeutschland vergleichbaren Niveau. Insbesondere bei Personen, die das Abitur anstreben oder erworben haben, ist die Entwicklung ansteigend, sodass jüngere Menschen zu einer Gewähr des ostdeutschen Engagements geworden sind. Angesichts dieser Erkenntnisse wurden im Frühjahr und Sommer 2011 40 leitfadengestützte Expert_inneninterviews mit Schlüsselpersonen in ländlichen und städtischen Räumen der neuen Bundesländer durchgeführt. Die ländlichen Regionen haben spezielle Bedingungen (dünn besiedelt, Arbeitsstätte und Wohnort nicht im selben Ort, Wegfall von zentralen Kommunikationsinstitutionen), die ein bürgerschaftliches Engagement erschweren. Wenngleich bereits Ansätze wie beispielsweise die Etablierung von Ehrenamtskoordinator_innen bei der AWO und dem DRK erkennbar sind, fristet die Förderung des Engagements in den ländlichen Regionen ein „Nischendasein“ (212). In den kreisfreien Städten hat sich demgegenüber ein breites Spektrum an zivilgesellschaftlichen Institutionen sowie eine Vielfalt an Engagement fördernden Infrastruktureinrichtungen in allen Bereichen (Sport, Bildung, Kultur, Wohlfahrtspflege, Umwelt, kommunale Beteiligung etc.) etabliert, das vorrangig durch Stiftungen, Kommunen, Landesministerien und Bundesprogramme finanziert wird. Am Ende ihres Buches geben die Autoren Handlungsempfehlungen für die Förderung bürgergesellschaftlichen Engagements, die helfen sollen, das bisher Erreichte zu stabilisieren und auszubauen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.331 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Thomas Olk / Thomas Gensicke: Bürgerschaftliches Engagement in Ostdeutschland. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37488-buergerschaftliches-engagement-in-ostdeutschland_45688, veröffentlicht am 04.09.2014. Buch-Nr.: 45688 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken