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Konrad Schuller

Ukraine. Chronik einer Revolution

Berlin: edition.fotoTAPETA 2014 (Flugschrift); 207 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 978-3-940524-29-4
Die aktuellen politischen wie militärischen Auseinandersetzungen in der Ukraine sind eine der seit Langem größten außenpolitischen Herausforderungen auf dem europäischen Kontinent. Darüber hinaus ist jedoch in den Hintergrund getreten, wie es dazu kam. Konrad Schuller, Osteuropakorrespondent der FAZ, rekonstruiert den Umsturz in der Ukraine von Anfang an und bringt somit die Vorgeschichte des aktuellen Konfliktes wieder ins Gedächtnis. Da das Buch, wie im Untertitel angedeutet, eine Chronik sein soll, gibt es eine klare Gliederung entlang zeitlicher Wegmarken. Im ersten Abschnitt wird gezeigt, wie sich aus Protestkundgebungen gegen die Ablehnung der Assoziierung mit der EU durch den damaligen Präsidenten Janukowitsch nach gewaltsamer Eskalation eine breite Volksbewegung formierte, die dessen Rücktritt forderte und auch erzwang. Danach widmet sich Schuller den Konflikten im Osten des Landes und schildert, wie die Krim aus dem ukrainischen Staatsverbund gelöst wurde, ohne dass die ukrainische Seite zu adäquater Gegenwehr fähig gewesen war, und wie sich die ostukrainischen Gebiete des Donbass ebenfalls zunehmend dem Einfluss der Zentralregierung in Kiew entzogen. Im letzten Abschnitt geht es dann noch kurz um die Präsidentenwahl im Mai 2014 und deren Vorgeschichte, wobei die Wahl den Endpunkt von Schullers Ausführungen bildet. Die Perspektive des Buches bezieht sich primär auf innere Prozesse in der Ukraine, die Aktivitäten externer Akteure werden zwar erklärt, deren Interessen jedoch weniger. Schwerpunkt ist vielmehr die Darstellung des oligarchischen Komplexes in der Ukraine und dessen Akzeptanz beziehungsweise Ablehnung in der Bevölkerung. Schuller bezieht zudem klar Position, indem er die Aufstände im Osten als russisch unterstützte „Gegenrevolution“ (110) bezeichnet, deren wahrer Rückhalt in der Bevölkerung überschaubar ist. Der Hintergrund des Autors erklärt, weshalb das Buch der Reportage näher steht als der distanzierten Analyse, dennoch bietet es einen guten Überblick und liefert Informationen, die für das Verständnis der aktuellen Krise unverzichtbar sind.
Max Lüggert (MLÜ)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.612.222.25 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Konrad Schuller: Ukraine. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37561-ukraine_46056, veröffentlicht am 18.09.2014. Buch-Nr.: 46056 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken