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Xuewu Gu

Die Große Mauer in den Köpfen. China, der Westen und die Suche nach Verständigung

Hamburg: edition Körber-Stiftung 2014; 214 S.; geb., 17,- €; ISBN 978-3-89684-155-1
Auch nach über 500 Jahren gemeinsamer Geschichte stehen sich China und der Westen nach Ansicht von Gu Xuewu nach wie vor fremd gegenüber und keine der beiden Seiten ist bereit, von der anderen zu lernen. Diese Große Mauer in den Köpfen zu überwinden, ist laut Gu, Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Bonn und Direktor des Center for Global Studies, weniger eine Frage des kulturellen guten Willens als der praktischen und politischen Vernunft. Gu konstatiert eine „Unlust auf gegenseitiges Lernen“ (89); beide Seiten sind seiner Einschätzung nach sehr selbstbewusst und in den Augen des jeweils anderen auch arrogant. Der Westen ist „gar nicht begeistert, […] wie China seinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Modernisierungsprozess politisch organisiert und vorantreibt; China hingegen ist permanent empört über die Art und Weise, wie der Westen es belehrt, seine Modernisierungshausaufgaben besser zu machen“ (10). Unversöhnlich stehen sich bisher das westliche Primat des Individuums und das chinesische Primat des Kollektivs gegenüber. Flankiert wird die unübersehbare politische Entfremdung durch weltanschauliches Auseinanderdriften, machtpolitische Rivalitäten und geoökonomischen Wettbewerb. Allerdings sind Kooperation und Austausch nötig, damit keine der beiden Seiten „als Verlierer der Globalisierung“ (92) dasteht. In seinem Essay plädiert Gu deshalb für einen Ausgleich im Sinne des konfuzianischen Konzepts des „zhong yong“ (155), also dem Ansatz, die goldene Mitte zu erreichen, ohne seine Grundsätze aufzugeben. Dies erscheint ihm als erfolgversprechendster Ansatz für diese „Schicksalsgemeinschaft“ (10) in der globalisierten Welt, die davon seiner Ansicht nach nur profitieren kann, denn mit „dem Aufstieg Chinas geht kein Niedergang des Westens einher. Im Gegenteil: Während China wächst, erstarkt auch der Westen“ (27).
Falk Hartig (FH)
Ph.D., Sinologe und Kommunikationswissenschaftler, Postdoktorand am Frankfurter Inter-Zentren-Programm „Afrikas Asiatische Optionen“ (AFRASO), Goethe Universität Frankfurt a. M.
Rubrizierung: 2.684.14.2 Empfohlene Zitierweise: Falk Hartig, Rezension zu: Xuewu Gu: Die Große Mauer in den Köpfen. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37633-die-grosse-mauer-in-den-koepfen_46094, veröffentlicht am 02.10.2014. Buch-Nr.: 46094 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken