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Heidi Beutin / Wolfgang Beutin / Ulrich Praefke (Hrsg.)

Rassismus. Ursprung – Funktion – Bekämpfung

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2014 (Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte 65); 151 S.; geb., 27,95 €; ISBN 978-3-631-64708-0
Aus Anlass der zahlreichen rassistisch motivierten Vorkommnisse in Deutschland und Europa hat die Personengruppe der Freien und Selbstständigen in der Gewerkschaft ver.di im Oktober 2013 eine – mit diesem Band dokumentierte – Tagung veranstaltet, auf der das Wesen des Rassismus und die von ihm ausgehenden Gefahren erörtert wurden. Die Beiträge decken verschiedene Zugänge zum Thema ab. Ein Überblick über Erscheinungsformen des Rassismus von der Antike bis heute leitet den Band ein. Mehmet Okyayuz zeigt darin auf, wie sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts der „rassistische Diskurs der Neuzeit […] wie ein roter Faden durch Denken und Praxis zeitgenössischer Gesellschaften zieht“ (9). Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges habe sich ein neuer, ein staatlich‑gesellschaftlicher Rassismus herausgebildet, „dessen drei Charakteristika – Vergesellschaftung, Verwissenschaftlichung und Kulturbezug – auch in gegenwärtigen Formen wiederzufinden sind“ (17). Derzeit bestehe, so Okyayuz, eine gefährliche neue Tendenz der Funktionalisierung von Wissenschaft, wie etwa das Heidelberger Manifest Anfang der 1980er‑Jahre zeige, mit dem deutsche Hochschulprofessoren vor der Überfremdung der deutschen Sprache und Kultur warnten. Christoph Kopke hingegen wirft in seinem Beitrag über Rechtsterrorismus in der Geschichte Deutschlands Teilen der Extremismusforschung eine notorisch verharmlosende Haltung vor. Die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds habe zudem gezeigt, wie sehr der Rechtsextremismus in Deutschland generell unterschätzt wurde und wird. Kopke verweist auf die Notwendigkeit eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels. Diese wird auch von Uwe Boysen unterstrichen, der über die juristische Praxis im Umgang mit alltäglichem Rassismus berichtet und hierbei blinde Flecken in der juristischen Ausbildung aufspürt. Darüber hinaus macht Wilhelm Nölling auf die „ökonomische Unvernunft des Rassismus“ (70) aufmerksam, während Wolfgang Beutin über dessen literarische Traditionslinien aufklärt. Allen Beiträgen gemeinsam ist die Forderung nach einem entschiedenen Engagement sowohl jedes Einzelnen als auch breiter zivilgesellschaftlicher Kräfte und staatlicher Stellen gegen Rechtsextremismus und jede Form von Rassismus.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.232.252.37 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Heidi Beutin / Wolfgang Beutin / Ulrich Praefke (Hrsg.): Rassismus. Frankfurt a. M. u. a.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37788-rassismus_46158, veröffentlicht am 13.11.2014. Buch-Nr.: 46158 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken