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Sebastian Werle

Identifying and Explaining Change. Theorie und Empirie des Wandels von US-Sicherheitspolitik (1960-2010)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Neue Amerika-Studien 2); 389 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8487-1228-1
Diss. Kaiserslautern. – Theorien, auch solche in den Internationalen Beziehungen (IB), sind Systeme, deren (Vor‑)Aussagen dazu dienen soll(t)en, eine empfundene Realität zu beschreiben respektive zu erklären. Ziele hierbei sind belastbare Vorhersagen für die nähere Zukunft. Immer wieder aber brechen selbst scheinbar gefestigte Theoriegebäude weg, wie just die Erfahrungen der frühen 1990er‑Jahre gezeigt haben. Sebastian Werle, derzeit Lehrbeauftragter an der TU Kaiserslautern mit den Schwerpunkten Sicherheits‑ und Interventionspolitik der USA, greift also mit seiner Arbeit einen geläufigen Diskurs auf. Anhand von repräsentativen Beispielen und im Bewusstsein für die Besonderheiten des klug gewählten Betrachtungszeitraums hat sich Werle einiges vorgenommen: Er will nicht nur den tiefgreifenden Wandel in der US‑Sicherheitspolitik – mit den Eckpunkten Truman‑Doktrin und Krieg gegen den Terror – nachspüren. Der Fokus liegt vielmehr auf dem Unvermögen, selbst mit den Modellen eines utilitaristischen Liberalismus, sozietalen Konstruktivismus, transnationalen Konstruktivismus oder Neorealismus die auf die politische Entscheidung einwirkenden Variablen annähernd abzubilden. Zur Veranschaulichung konzentriert sich Werle mittels einer empirischen Erhebung auf die Faktoren Öffentlichkeit, Persönlichkeitsstrukturen, Kompetenzmuster des jeweiligen US‑Präsidenten sowie Einflussmöglichkeiten des US‑Kongresses. Sicherheitspolitik ist, so die eingängige Ausgangsthese, ein ganzheitliches Produkt, das nicht nur inner‑, sondern auch außerhalb der politischen Strukturen einer Vielzahl von Einflüssen ausgesetzt ist. Der Autor verzichtet ausdrücklich auf die Synthese einer neuen Theorie, weshalb er auch nicht auf Autoren wie Samuel Barkin oder Janice Mattern zurückgreift. Stattdessen zeigt er, dass etwa der utilitaristische Liberalismus zwar noch am ehesten als Erklärungsansatz funktioniert, aber etwa die dominante Rolle des US‑Präsidenten nur ungenügend abbilden kann. Werle argumentiert mit der Notwendigkeit einer Verbesserung der analytischen Konzepte zur US‑Sicherheitspolitik. Den Beweis dafür hat er vorgelegt.
Martin Schwarz (MAS)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften und Philosophie (ISP) an der Universität Vechta.
Rubrizierung: 4.224.412.64 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Sebastian Werle: Identifying and Explaining Change. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37806-identifying-and-explaining-change_46039, veröffentlicht am 20.11.2014. Buch-Nr.: 46039 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken