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Roman Rhode

Fidel Castro

Stuttgart/Berlin/Köln: Verlag W. Kohlhammer 2014; 367 S.; kart., 27,99 €; ISBN 978-3-17-021486-6
Über den kubanischen Autokraten Fidel Castro sind schon zahlreiche Biografien erschienen, wie Roman Rhode auch selbst bemerkt. Für sein Buch nimmt er in Anspruch, durch Auswertung spanischsprachiger Sekundärliteratur und der Autobiografie von Castros Schwester Juanita den aktuellen Forschungsstand zu spiegeln. Rhode will so klären, „wie es Fidel Castro gelungen ist, seine Herrschaft im eigenen Land zu begründen, zu festigen und auszubauen“. Allerdings: „Um die Herausbildung und innere Logik dieser Herrschaft zu verfolgen, ist […] eine pragmatische, auf die Akteure bezogene Darstellung erforderlich, die auf ideologische oder politologische Etiketten verzichtet.“ (14) – Dass diese „politologischen Etiketten“ Kriterien sind, anhand derer eine Darstellung inhaltlich geschärft und zu aussagekräftigen Ergebnissen geführt werden kann, scheint dem Autor entgangen zu sein. Und so lassen sich Einordnungen nachlesen, die an der Oberfläche verbleiben. Dazu zählt die knappe Aussage, Castro habe „einen originären – von Marxisten heftig kritisierten – Beitrag zur Revolutionstheorie“ (75) geleistet, weil er zum Beispiel in seiner Verteidigungsrede 1953 von „Volk“ und nicht von „Klassen“ oder „Massen“ gesprochen habe. Castros Herrschaft klassifiziert Rhode mit dem „historischen Begriff des ‚Personalismus‘“ (194), begründet mit unmittelbaren Beziehungen zu den Anhängern und der Volksnähe. Die Feststellung, dass die Revolution nur im öffentlichen Bekenntnis sozialistisch war und ansonsten pragmatischen Überlegungen folgte, dürfte zwar als Allgemeingut gehandelt werden, wird hier aber nicht überprüft – das Kapitel über die Wirtschaftspolitik, die geprägt war (und ist) von politischen Vorgaben, lässt durchaus an ähnliche Muster im damaligen Ostblock denken, wo ebenfalls hin und wieder versucht wurde, pragmatisch auf Fehlentwicklungen zu reagieren. Nicht zu übersehen ist, dass die Politik immer dem eigenen Machterhalt dient, ein weiteres Beispiel dafür sind die wiederholten Grenzöffnungen, um unzufriedenen Bürgern die Ausreise zu ermöglichen. Die Repression im Inneren hat sich dennoch erhöht, Rhode verweist auf das Gesetz zum „‚Schutz der Nationalen Unabhängigkeit und Wirtschaft Kubas‘“ von 1999, dem Gegenteil von Glasnost. Die weitere Bestandsaufnahme der Verhältnisse, auch nach der Machtübernahme durch Raúl Castro, ergibt das trostlose Bild eines im Kern reformunfähigen Regimes. Insgesamt bietet das Buch wenig substanziell neue Informationen. Zudem ist die Lektüre sprachlich kein Vergnügen, wie eine Aussage über Castros Vater illustriert: „Wenn auch Ángels Ehe langsam scheiterte, so schritt doch die Akkumulation seines Kapitals stetig voran.“ (22) Aber das war vor der Revolution.
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Rubrizierung: 2.65 | 2.1 | 2.25 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Roman Rhode: Fidel Castro Stuttgart/Berlin/Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37927-fidel-castro_41666, veröffentlicht am 08.01.2015. Buch-Nr.: 41666 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken