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Ulrike Schuerkens

Soziale Transformationen und Entwicklung(en) in einer globalisierten Welt. Eine Einführung

Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2014 (Grundlagentexte Soziologie); 195 S.; brosch., 24,95 €; ISBN 978-3-7799-2612-2
„Kurz gesagt, es gibt unterschiedliche und multiple Formen der Entwicklung(en), die parallel stattfinden“ (12). So fasst Ulrike Schuerkens die plurale Natur des Entwicklungsbegriffs in der modernen Soziologie zusammen. Diesen dynamischen, akteurszentrierten und für sie von politischer Macht abhängigen Begriff genauer zu bestimmen und Wechselwirkungen zum Phänomen der Globalisierung herauszustellen, ist Anspruch der Soziologin. Dabei hat sie Theorie und Empirie gleichsam im Blick, was sich als eine Stärke des Buches erweist. Ihre Herangehensweise an eines der komplexesten Forschungsfelder der Soziologie berücksichtigt sowohl genuin soziologische Themen der sozialen Ungleichheit, sozialer Transformationen und kulturellen Identitäten als auch sozioökonomische Folgen der Krise des Neoliberalismus. Neben der theoretischen Einführung, die sich jedoch nicht als Grundlagentext liest, sondern eine vertiefte Betrachtung darstellt, stechen insbesondere die Kapitel zur sozialen Ungleichheit und Migration hervor. Die Analyse der modernen vernetzten Ungleichheit wird in einer strukturalistischen Argumentationslinie verfolgt und stellt auf die ungerechte Verteilung (qualitativ) von Ressourcen und nicht ausschließlich auf ihren tatsächlichen Mangel (quantitativ) ab. Dies ermöglicht es, das Phänomen auf die Bereiche Klasse, Geschlecht oder ethnische Herkunft (Migration) auszuweiten, kulturelle und sozioökonomische Einflussfaktoren zu berücksichtigen und damit dem Problem der modernen vernetzten Weltordnung ein Stück näher zu kommen. Am Ende eines jeden Kapitels folgt eine Fülle von empirischen Fallbeispielen, die die konzeptionell‑theoretischen Überlegungen beeindruckend passend ergänzen. In Bezug auf die soziale Ungleichheit wird auf die ALBA‑Initiative („transnationale Bottom‑up‑Konstruktion“ [94]), geschlechtsspezifische Ungleichheit (Gender Gap) oder eine Fallstudie zur Armut im Senegal verwiesen, die dazu anregen, sich, über die Kurzvorstellungen in diesem Buch hinaus, vertiefend einzulesen. Zwar handelt es sich wegen der Komplexität der Thematik nicht um eine klassische Einführung, jedoch gelingt Ulrike Schuerkens eine herausragende Analyse des Entwicklungsbegriffs im Zeitalter der multiplen Moderne. Dies gilt insbesondere, da die untersuchten Themen nicht im klassischen Denkmodell behandelt werden, sondern angepasst an den Prozess einer vernetzten Welt.
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Rubrizierung: 2.22.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Heuser, Rezension zu: Ulrike Schuerkens: Soziale Transformationen und Entwicklung(en) in einer globalisierten Welt. Weinheim/Basel: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37966-soziale-transformationen-und-entwicklungen-in-einer-globalisierten-welt_46245, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 46245 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken