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Hubertus Busche / Daniel Schubbe (Hrsg.)

Die Humanitäre Intervention in der ethischen Beurteilung

Tübingen: Mohr Siebeck 2013; VIII, 336 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-16-152255-0
Die Frage, ob es legitim ist, gegen schwerste Menschenrechtsverletzungen eines Staates mit dem Einsatz militärischer Gewalt vorzugehen, werde zumeist aus politischer oder völkerrechtlicher Perspektive diskutiert, bemerken die Herausgeber in ihrem Vorwort. Mit diesem Band, der auf ein Symposium des Instituts für Philosophie der FernUniversität in Hagen im Jahr 2011 zurückgeht, möchten sie daher die Diskussion über die Legitimität der humanitären Intervention um eine ethische Perspektive bereichern. Einleitend skizziert Hubertus Busche Begriff, Geschichte und Praxis der humanitären Intervention und problematisiert die Kernfrage nach den Bedingungen einer gerechtfertigten humanitär motivierten Waffengewalt. Hierfür stellt er knapp die Hauptargumente für und gegen die humanitäre Intervention, verstanden als politische Variante der Nothilfe, systematisch vor, was für eine erste Orientierung und für die Einordnung der nachfolgenden Beiträge nützlich ist. Diese gliedern sich in drei aufeinander aufbauende Abschnitte. Erstens wird der historische Kontext erschlossen, um die für eine ethische Beurteilung relevanten Aspekte „überhaupt erst in den Blick zu bekommen“ (18). So erläutert Skadi Krause die politischen Hintergründe der seit Mitte der 1990er‑Jahre geführten Debatte um einen ‚„neuen Interventionismus’“ (29) und skizziert die Entstehung und den Inhalt des Konzepts der Schutzverantwortung (Responsibility to Protect, R2P), mit dem die nach 1945 tabuisierte „Frage nach der Legitimität der Kriegsgründe […] wieder diskussionswürdig wurde. Die Rückkehr der Lehre vom Gerechten Krieg in die Arena der Internationalen Politik […] bedeutet aber auch die Rückkehr des Rechtes zum Krieg im Gewand der Humanitären Intervention.“ (41) Folglich beziehen sich auch die weiteren Autor_innen des Bandes im‑ oder explizit auf die Lehre vom Gerechten Krieg. Im zweiten Abschnitt werden Argumente zur Rechtfertigung humanitärer Interventionen diskutiert. Dazu zählen beispielsweise die Neufassung der erstmals 1999 veröffentlichten rechtsethischen Überlegungen von Otfried Höffe, der strenge Bedingungen an die Legitimation von humanitären Interventionen anlegt, sowie der Aufsatz von Jean‑Christophe Merle, der aus dem Recht auch eine Pflicht zur Intervention begründet. Drittens schließlich geht es in drei weiteren Beiträgen um die ethische Beurteilung der Responsibility to Protect. Für Lothar Brock etwa bietet diese „einen Ansatz für einen konstruktiven Umgang“ (227) mit den ihr innewohnenden Dilemmata und Sabine Jaberg betrachtet die R2P als „Baustein einer Weltinnenpolitik“ (262).
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Rubrizierung: 4.41 | 5.44 | 4.1 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Hubertus Busche / Daniel Schubbe (Hrsg.): Die Humanitäre Intervention in der ethischen Beurteilung Tübingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38036-die-humanitaere-intervention-in-der-ethischen-beurteilung_45110, veröffentlicht am 05.02.2015. Buch-Nr.: 45110 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken