Skip to main content
Amber Sohail

Positive Economic Analysis of the Constitutions. Case of Formation of the First Constitution of Pakistan

Online-Publikation 2013 (http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2013/0468/pdf/das.pdf); 217 S.
Diss. Marburg; Begutachtung: S. Voigt, B. Hayo. – Amber Sohail untersucht den Prozess der Entstehung der ersten pakistanischen Verfassung, die am 23. März 1956 in Kraft getreten ist. Das Land, das mit dieser Verfassung zur ersten islamischen Republik weltweit wurde, zeichnet sich in politischer Hinsicht bis heute durch eine schwach ausgeprägte Stabilität aus. Sohails Analyseperspektive kann angesichts dieser Ausgangslage relevante neue Einsichten ermöglichen, denn der von ihr gewählte Rational‑Choice‑Ansatz fokussiert die individuellen Interessen der an der Entstehung der Verfassung beteiligten Akteure: „We propose that the collective choice of constitution‑making can be broken down to individual choices aggregated through aggregation mechanisms.“ (5) Hiervon ausgehend ergeben sich die folgenden, grundlegenden Forschungsfragen: Welche ökonomischen Interessen haben den Formulierungsprozess der Verfassung beeinflusst? Korrespondieren die Bestimmungen der Konstitution mit diesen ökonomischen Interessen und welche Interessengruppen haben sich im Entwurf der Verfassung durchsetzen können? Im Zuge einer breit angelegten Auswertung, die mit Blick auf die Ablaufprotokolle, die Abstimmungsergebnisse und die Biografien der Mitglieder der verfassunggebenden Versammlung nur mit erheblichem Aufwand zu recherchieren waren, kommt Sohail zu dem Ergebnis, dass biografisch bedingte Interessendispositionen der einzelnen Akteure massiv deren Abstimmungsverhalten beeinflusst haben. Mit anderen Worten: Der Entstehungsprozess der Verfassung ist in der Tat durch die individuellen, oder genauer: egoistischen, Interessen der Akteure vorherbestimmt. Ein Zurücktreten dieser Präferenzen zugunsten eines altruistischen Gemeinwohldenkens ist nicht festzustellen. So haben etwa Mitglieder kultureller oder sprachlicher Mehrheiten weniger Wert auf die Festschreibung von Minderheitenrechten in der Verfassung gelegt als die Angehörigen solcher Minderheiten. Damit stellt sich die Frage, wie ein solches Übergewicht individueller Interessen ausbalanciert werden kann: Sobald klar werde, dass das Eigeninteresse eine ausschlaggebende Rolle spiele, komme die Idee auf, dieses zu minimieren oder Kontrollmechanismen in das System einzubauen, schreibt die Autorin. Hieraus kann ihrer Ansicht nach ganz einfach abgeleitet werden, dass, wenn Eigeninteressen auf der Ebene der Verfassunggebung nicht beschränkt werden, diese sehr wahrscheinlich auch alltägliche politische Entscheidungen beeinflussen.
{LEM}
Rubrizierung: 2.68 | 2.21 | 2.22 | 5.45 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Amber Sohail: Positive Economic Analysis of the Constitutions. 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38124-positive-economic-analysis-of-the-constitutions_46644, veröffentlicht am 26.02.2015. Buch-Nr.: 46644 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken